Fünf wichtige Fragen an den Tierärztekammerpräsident Kurt Frühwirth
Mit welchen Problemen kämpfen Sie durch Covid?
Vorweg ist zu sagen, dass Tierärzte und -ärztinnen in der medizinischen (Grund-)Versorgung von Tieren sowie in der Lebensmittelproduktion und Hygiene eine entscheidende Rolle innehaben. In Österreich gelten sie als gesetzlich anerkannter Gesundheitsberuf, daher sind Tierarztordinationen und Kliniken als systemrelevant eingestuft und waren von den pandemiebedingten Schließungen nicht betroffen. Die tierärztliche Versorgung konnte auch während der Lockdowns aufrechterhalten werden. Zu Beginn der Pandemie hatten wir trotz des Status als Gesundheitsberuf die mangelnde Impfpriorisierung zu beklagen, auch die zeitweisen Engpässe bei der Verfügbarkeit von Schutzkleidung und -ausrüstung und die kurzfristig kommunizierten Corona-Einschränkungen der Regierung bereiteten uns, wie auch anderen Berufsgruppen, Kopfzerbrechen. Die aktuelle Herausforderung für uns ist aber der Zuwachs an neu angeschafften Haustieren. Homeoffice oder Kurzarbeit und damit auch mehr verfügbare Zeit für ein Haustier haben diesen Trend verstärkt. Zudem ist die gesteigerte emotionale Bindung durch die Pandemie noch stärker geworden. Die Nachfrage nach tierärztlicher Versorgung ist gestiegen. Viele sind im Dauereinsatz, das kostet Kraft und stellt vor große Belastungsproben.
Wie geht es dem Berufsstand wirtschaftlich?
Der pandemiebedingte Haustierboom und die Möglichkeit, im Normalbetrieb zu arbeiten, haben unsere Tierarztpraxen wirtschaftlich stabil gehalten. Wir sind vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Die anhaltende Pandemie hat gezeigt, welch wichtige Rolle Veterinäre und Veterinärinnen in der Diskussion um die Auswirkungen von Zoonosen, also Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können, haben. Seit Ausbruch von SARS-CoV-2 hat deren Fachexpertise enorme Bedeutung gewonnen.
Welche aktuellen Projekte laufen in der Kammer?
Die Tierärztekammer ist seit Jahren mit der Digitalisierung ihrer Angebote befasst und baut laufend ihre Services aus, auch die Digitalisierung der Verfahrensabläufe innerhalb der Kammer wird vorangetrieben. Unsere Mitglieder haben einen Echtzeit-Zugriff auf ihr Fortbildungs- oder Pensionskonto, einen Überblick über die geleisteten Beiträge und ihren Zahlungsverkehr. 2022 wird sich die Tierärztekammer die Kampagne „vetmental - Mentale Gesundheit für Tierärzt:innen“ starten.
Wie erlebt die Kammer die Zusammenarbeit in der Bundeskonferenz der Freien Berufe BUKO?
Der rege Austausch im Rahmen der BUKO ist eine Bereicherung. Der Informations- und Erfahrungsaustausch ist von enormer Wichtigkeit. Wenn alle Angehörigen der Freien Berufe an einem Strang ziehen, bekommen wir die entsprechende Aufmerksamkeit von unseren Partnern aus der Wirtschaft, der Politik und der Bevölkerung.
Wie können wir Freiberufler stärker zusammenwachsen – uns besser positionieren?
Die BUKO hat hier eine wichtige Funktion, sie fördert die Vernetzung und ist eine wichtige Drehscheibe. Die Interessenvertretung und die Fokussierung auf die Schnittmenge der gemeinsamen Themen sollte der Arbeitsschwerpunkt sein. Sie hat eine zentrale Funktion gegenüber der Politik und Öffentlichkeit, diese wird sie auch künftig weiter ausbauen (müssen). Gerade auch im Hinblick auf politische Liberalisierungsoffensiven seitens der EU wird es notwendig sein, unsere regulierten Berufsgruppen, soweit europarechtlich möglich, vor dem sogenannten freien Markt zu schützen.
Wie erfolgt die internationale Zusammenarbeit?
Die Österreichische Tierärztekammer befindet sich in einem regen Austausch mit den Berufsvertretungen besonders im deutschsprachigen Raum und organsiert zudem regelmäßige DACH-Treffen. Auch auf europäischer Ebene sind wir mit veterinären Vereinigungen und Institutionen, wie der FVE (Europäische Vereinigung der Veterinäre) sehr gut vernetzt. Der gegenseitige berufspolitische Austausch ist immens wichtig, so kann sich unsere Berufsgruppe besser im Sinne einer „One Voice“- wie auch „One Health“- Strategie positionieren.
VIELEN DANK FÜR IHRE BEMÜHUNGEN!
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