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Ausgabe 01/2022

Knappe Ressource Personal

VOM ARBEITGEBER- ZUM BEWERBERMARKT. Wie wir in Zukunft gute Leute finden. Von Sabine Kosterski

Die Tendenz der knappen Ressource Mitarbeiter für Steuerberatungs- und Wirtschaftstreuhandkanzleien, die sich bedingt durch den demografischen Wandel bereits in den vergangenen Jahren abzeichnete, wird 2022 weiterbestehen und sich aufgrund der erhöhten Arbeitsbelastung in unseren Wirtschaftstreuhandkanzleien noch verstärken. Aus dieser Ressourcenknappheit sind wir alle gefordert, unseren Beruf stärker und besser bei den potentiellen Bewerbern zu positionieren. Das Mitarbeiter- und Partner-Recruiting ist zur Herausforderung geworden, insbesondere, wenn es um hochqualifizierte Mitarbeiter geht. Wer bei den sogenannten High Potentials nicht mit einem bekannten Namen, einem attraktiven Standort, aussichtsreichen Entwicklungschancen und/oder einem üppigen Gehalt punkten kann, hat es heutzutage ungleich schwerer, junge Talente auf sich aufmerksam zu machen.

Personal ist schwer zu finden
Früher meldete sich noch eine gute Auswahl an Bewerbern und Bewerberinnen auf ein Inserat in den Fachmedien, heute trudeln nur noch wenige Antworten ein. Personal ist meist nur noch via Headhunter zu finden. Vom Arbeitsamt gibt es viele Umschulungen in Richtung Buchhalter und Personalverrechnerinnen, die in unsere Branche drängen. Der Zeitaufwand, dabei einen geeigneten Kandidaten zu finden, ist immens. Das sind alles deutliche Indizien dafür, dass sich der Arbeitgebermarkt in einen Bewerbermarkt gewandelt hat. Dieser Wandel erfordert Kreativität von unseren Wirtschaftstreuhandkanzleien. Weg von der klassischen Anzeige hin zur alternativen Akquisitionsstrategie beispielsweise über berufliches und privates Networking, lautet die Devise. Ein möglichst guter Ruf als Arbeitgeber ist genauso essentiell wie ein großes Netzwerk, wenn es um das Recruiting geht. Arbeitgeber werden heute genau unter die Lupe genommen. In Online- Bewertungsportalen wie kununu ist dies auch ohne Rechercheaufwand mit einem Klick möglich. Die Bewertungen sind dort schonungslos offen. An dieser Stelle macht es als kleinere Kanzlei Sinn, die eigenen Mitarbeiter zu ersuchen, hier eine Bewertung abzugeben, um sich zu positionieren, der Kanzlei ein Bild am Bewerbermarkt zu geben.

Positive Unternehmenskultur
Klar im Vorteil sind hier diejenigen Kanzleien, die mit einer positiven Unternehmenskultur aufwarten können, die nicht nur auf der Website oder in der Hochglanzbroschüre steht, sondern wirklich gelebt wird. In einer vertrauensvollen Atmosphäre, die geprägt ist von Wertschätzung füreinander, arbeitet es sich besser und leichter. Themen wir sinnstiftende Arbeit, Nachhaltigkeit werden in den WT-Kanzleien zunehmend an Bedeutung gewinnen. Es wird eine ständige Weiterentwicklung sein, wie die Kanzleien den Erfolg definieren und die Mitarbeiter dabei ihren Beitrag leisten können, um ein großes Gemeinsames zu erreichen. Insbesondere für die junge Generation ist eine sinnstiftende Arbeit in einem respektvollen, verständnisvollen und fürsorglichen Miteinander mittlerweile zunehmend wichtiger als ein dicker Gehaltsscheck. Hier können kleine/kleinere Kanzleien mit einer familiären Atmosphäre im Vorteil sein. Ein besonderes wichtiges Kriterium bei der Wahl einer Wirtschaftstreuhandkanzlei für potentielle Mitarbeiter ist Flexibilität: Arbeit, Freizeit und Familie sollten sich ausgewogen anfühlen und sich gut miteinander verbinden lassen. Freizeit muss Platz im Karriereplan eines WT-Mitarbeiters oder WT-Partners haben. Keine Wochenendarbeit und ständige Überstunden, damit ein WT-Mitarbeiter sein Karriereziel erreichen kann. Balance zwischen Kanzlei und Freizeit ist wichtig und darf Platz im Leben eines WT-Mitarbeiters haben. Es soll, ohne „rund um die Uhr“ zu arbeiten und erreichbar zu sein, möglich sein, berufliche Ziele erfolgreich zu erreichen. Lebensqualität sowohl im Beruf als auch im Privaten ist die Devise der jungen Generation. Auch hier können kleinere und mittelständische Kanzleien leichter punkten, die individueller auf ihre MitarbeiterInnen eingehen können als die großen Kanzleien. Das beginnt bei den Arbeitszeiten und hört bei großzügigen Homeoffice-Regelungen längst noch nicht auf.

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