KAMMERWAHL. Corona hat viele Facetten, vor allem für uns als Berater. Eines ist klar: Unsere Branche ist intensiver gefordert denn je. Von Klaus Hübner
Weil wir coronabedingt die letzte Ausgabe von ÖGSWissen eingespart haben, darf ich mich auch an dieser Stelle nochmals für Ihre große Unterstützung bei unseren Kammerwahlen im März dieses Jahres bedanken. Sie haben uns mit der absoluten Mehrheit (52% der Stimmen) ausgestattet. Vielen Dank! Bemerkenswert, dass die AWT die VWT stimmenmäßig knapp überholen konnte. Dies ist sicherlich auch ein Fingerzeig für die kammerpolitische Ausrichtung.
Zwischenzeitlich hat sich die neue Kammerführung mit Herbert Houf an der Spitze und Peter Bartos als „unser“ Vizepräsident bereits bestens einarbeiten dürfen. Dem neuen Präsidium gehören weiters noch Kollege Franz Schmalzl (AWT) und Philipp Rath (VWT) an. Auch die neuen Präsidenten auf Landesebene werden von der ÖGSW gestellt. Gerade auch wegen unserer absoluten Mehrheit hat Kollege Houf gleich bei seiner Antrittsrede betont, dass er ungeachtet der Mehrheitsverhältnisse unserer bewährten Tradition folgend auch weiterhin die beiden anderen Fraktionen glaubwürdig einbinden will.
Für eine bessere Praxistauglichkeit von Anträgen etc.
Corona hat viele Facetten – gerade auch für uns als Berater. Ich kann mich in meinen 21 Jahren als Kammervorsitzender an keine Phase erinnern, in der wir als Kammer intensiver gefordert waren. Viele gut gemeinte und medial (sehr vollmundig) angekündigte Unterstützungsmaßnahmen unserer Bundesregierung für unsere Wirtschaft bedurften und bedürfen unseres wiederholten Aufmerksammachens auf Praktikabilität, Zumutbarkeit etc. Unsere Kanzleien kamen aufgrund der laufenden Änderungen und überschießenden Anforderungen zwangsläufig an die Grenzen einer zumutbaren Leistungsanforderung. Immerhin waren uns viele Klienten dankbar dafür, dass sie es (nur) aufgrund unserer engagierten Mitwirkung schafften, ihre Ansprüche erfolgreich geltend zu machen. Vielfach gab es auch ärgerliche Kontakte mit öffentlichen Stellen, welchen wir erklären mussten, wozu Steuerberater berufen und autorisiert sind und wie wir im Interesse einer funktionierenden Wirtschaft unterstützen. Jedenfalls haben uns aber mehrere Ministerien nach Erkennen unserer diesbezüglichen Systemrelevanz eingeladen, die bessere Praxistauglichkeit von Anträgen etc. zu unterstützen. Dem haben wir in den vorgegebenen Grenzen auch entsprochen.
Bei allen Problemen, die jetzt leider auf viele unserer Klienten zukommen werden, sie wissen, dass sie beim Steuerberater eine leistungsfähige Anlaufstelle haben.
Die Corona-Auswirkungen gehen aber weiter
Die Digitalisierung erfährt bei vielen Geschäftsmodellen unserer Mandanten einen Beschleunigungsschub, weshalb sie auch auf der Agenda unserer Kammeraktivitäten für Sie ganz vorne gereiht ist.
Homeoffice-Modelle werden in den nächsten Jahren an Verbreitung auch in unseren Kanzleien zunehmen. Ein erheblicher Teil unserer Beschäftigten wünscht sich das, sodass die Attraktivität eines Arbeitgebers auch dahingehend neu definiert wird.
Auch haben viele von uns gelernt, dass die Durchführung von Videokonferenzen zwar kein Allheilmittel ist und auch ihre Grenzen hat, aber insgesamt doch die Organisation vieler Meetings oder bisheriger Reisen erleichtert. Außerdem sind Videokonferenzen meist inhaltlich besser vorbereitet, erfordern eine stringentere Moderation und laufen deshalb konzentrierter und fokussierter ab. Dies bietet die Chance auf mehr Produktivität, Effizienz und damit Zeitersparnis, auch wenn als Nachteile die Einschränkung der nonverbalen Kommunikation und damit des Einfühlungsvermögens und vielleicht auch ein Mangel an Kreativität (wie beim Brainstorming) gegenüberstehen.
Auch wenn es in diesen Fragen wieder ein teilweises Zurückkehren zu früherer Normalität geben wird (und die Kaffeeküche war auch schon immer ein zentraler Treff), so wird bei unseren künftigen Entscheidungen schon auch mitgedacht werden, ob der Termin wirklich erforderlich ist und nicht eine Teilnahme am Videochat ausreicht.
Auch wenn ich davon überzeugt bin, dass unser Berufsstand aufgrund der Vielzahl der uns abverlangten Aufgaben heuer vergleichsweise – wenn überhaupt – nur geringe Umsatzeinbußen erleiden wird (bei der letzten Umfrage glauben 36% an einen Umsatzanstieg, 38% an gleich bleibende Umsätze und nur mehr 25% – im Mai waren es noch 50% – an fallende Umsätze), kann es Klientenkonstellationen geben, wo die Einbußen auch deutlich größer sein können. Diesbezüglich erinnere ich an die Möglichkeiten der heuer möglichen Befreiung von den Beiträgen zu unserem KSW Vorsorgewerk wie auch auf Zahlungen aus unserem KSW „Härtefallfonds“.
Eine Analyse werden wir auch von der Möglichkeit der vermehrten Veranstaltung von Webinaren zu Lasten von Präsenzseminaren anstellen. Aktuell sind Kammer, Akademie und Fraktionen sehr erfolgreich auf Angebote von Webinaren übergegangen, die von der Kollegenschaft insgesamt sehr gut angenommen werden.
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