MITARBEITERFÜHRUNG. Warum professionelle Mitarbeiterführung? Eine einfache Rechnung zur Bestätigung. Von Stefan Lami
Die Frage, ob sich Mitarbeiterführung lohnt, sollte sich gar nicht stellen. Natürlich und eindeutig ist die Antwort „Ja“. Die Entwicklung, das Wachstum und die Profitabilität der Kanzlei sowie die eigene Lebensqualität hängen zu einem wesentlichen Teil davon ab, wie gut Ihnen Mitarbeiterführung gelingt.
Ihre bisherigen Erfahrungen als Inhaber, Partner oder Führungskraft müssten reichen, um Mitarbeiterführung erstens wirklich wichtig zu nehmen, und zweitens auch entsprechend zu handeln. Soweit meine (Fehl-)Einschätzung. Die Realität sieht leider oft ganz anders aus: Mitarbeiterführung geschieht selten systematisch, sie wird nur dann wahrgenommen, wenn Zeit übrig bleibt. Ist als Folge des Vernachlässigens professioneller Mitarbeiterführung der Druck zu reagieren besonders groß, werden dann „Schnellschussaktionen“ getätigt, die zu Frustrationen auf allen Seiten führen.
Vielleicht gelingt es mir, Sie mit einer einfachen Rechnung zu überzeugen
Steuerberater sind Zahlenmenschen. Sie verstehen Zahlen, sie begreifen die Welt in Zahlen. Sie lieben Zahlen. Bitte verzeihen Sie mir fürs Erste meine einschränkende Sichtweise. Ich möchte diese Seite des Steuerberaters nur jetzt besonders betonen, um Sie durch Zahlen von der Wichtigkeit der Mitarbeiterführung zu überzeugen. Natürlich sind Steuerberater nicht nur Zahlenmenschen, sondern sehen genauso die Menschen und Maßnahmen hinter den Zahlen.
Aber zurück zu den Zahlen und zur einfachen Rechnung: Stellen Sie sich eine Kanzlei (oder ein Team) mit zehn Mitarbeitern und einem Inhaber (bzw. einem Teamleiter) vor. Dieses Team erzielt einen Umsatz von eine Million Euro. Unter „produktiver“, d.h. verrechenbarer, Mithilfe des Inhabers/ Teamleiters. Bitte passen Sie diese Zahlen entsprechend Ihrer Kanzlei an. Ich verwende hier der Einfachheit halber runde Zahlen.
Stellen Sie sich weiter vor, der Inhaber/Teamleiter dieses zehnköpfigen Teams entscheidet sich, einen Tag mehr pro Woche der Mitarbeiterführung zu widmen. Also einen Tag pro Woche, mehr als bisher, damit zu verbringen,
- Mitarbeiter zu entwickeln,
- Mitarbeitern die richtige Arbeit zu geben,
- Mitarbeiter, wenn notwendig, anzuleiten und zu fördern,
- mit Mitarbeitern klare Leistungsziele zu setzen und deren Leistung kontinuierlich zu beurteilen,
- mögliche Leerläufe bzw. Doppelgleisigkeiten aufzuspüren und sie zu beseitigen,
- sein Team zu motivieren etc.
Natürlich hat dieses Verhalten Folgen für die persönliche Verrechenbarkeit des Inhabers/Teamleiters. Angenommen diese zusätzlich in Mitarbeiterführung investierte Zeit ginge zur Gänze auf Kosten der verrechenbaren Zeit des Inhabers/ Teamleiters. Unter der Annahme von einem Tag pro Woche (à neun Stunden) und 45 Wochen im Jahr bedeutet das eine Verringerung der verrechenbaren Stunden des Inhabers/Teamleiters von rund 400 Stunden. Bei einem angenommenen Stundensatz von EUR 100,– erzielt der Inhaber/ Teamleiter damit EUR 40.000,– weniger Umsatz pro Jahr.
Soweit so schlecht – oder so gut?
Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Wenn es nun einem Inhaber/ Teamleiter durch den zielgerichteten Einsatz von 400 Stunden nicht gelingt, das ganze Team um mehr als 4% (EUR 40.000,– bezogen auf EUR 1.000.000,–) produktiver zu machen, ist er fehl am Platz. Er sollte von seiner Führungsfunktion zurücktreten. Das ist die logische Folge aus dieser Rechnung!
Sie wollen bzw. können nicht „zurücktreten“? Dann lautet die einzige Konsequenz, mehr Zeit in Mitarbeiterführung zu investieren und Ihre Führungskompetenzen kontinuierlich zu verbessern. Denn genau damit heben Sie die vorhandenen Potenziale in Ihrer Kanzlei. Oder glauben Sie, dass Ihre Kanzlei bereits zu mehr als 95% perfekt läuft? Nehmen Sie sich doch einfach einmal zwei Stunden Zeit und notieren Sie, welche Verbesserungsmöglichkeiten es in Ihrer Kanzlei derzeit noch gibt. Und investieren Sie nochmals zwei Stunden mit Ihrem Team, um deren Meinung zu erfahren. Ich habe es bisher noch nicht erlebt, dass das Ergebnis dieser Vorgangsweise nicht eine umfangreiche To-Do-Liste war. Und damit der Start einer noch zielfokussierteren Mitarbeiterführung, die sich auf alle Fälle lohnt!
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