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Ausgabe 02/2021

Wir bleiben dran!

COVID-19. Über die Lehren aus eineinhalb Jahren Corona. Von Verena Trenkwalder

Am 16. September durften wir eineinhalb Jahre „Corona intensiv“ feiern – eine Zeit, an die ich mit durchaus gemischten Gefühlen zurückdenke und Bilanz ziehe. Und ich vermute auch, dass es den meisten von Ihnen ähnlich geht. Zuerst einmal der Schock – nicht nur über die Tatsache, dass Covid-19 eine Pandemie ist, die uns mit voller Wucht erfasst hat und unsere Gesundheit und die unseres nächsten Umfeldes bedroht, sondern vor allem darüber, dass sie unseren Alltag buchstäblich auf den Kopf gestellt hat. Ausgangssperren, Hamsterkäufe, das Verbot, Familie und Freunde zu treffen, all das war für uns neu. Dazu kamen natürlich die Sorgen: Wie wirkt sich das auf unsere Arbeit aus, wie werden das unsere Klienten und in der Folge auch wir überleben, wie lange dauert das? Der Staat hat sehr schnell rasche und unbürokratische Hilfe versprochen, doch dem ersten Aufatmen folgte sehr schnell die Ernüchterung: Wir standen völlig fassungslos vor Regelungen, vom Härtefallfonds bis zur Kurzarbeit, die weder verständlich noch administrierbar waren, sahen uns mit Wirtschafts-, Arbeits- und Finanzministerium, der Wirtschaftskammer, dem AMS und der neu aus der Taufe gehobenen COFAG konfrontiert, die zwar alle Hilfe leisten wollten, denen aber weitgehend die Praxiserfahrung fehlte, um auch wirklich schnelle und unbürokratische, aber trotzdem administrierbare und halbwegs zielsichere Instrumente zu schaffen.

„Neigungsgruppe Corona“
In der KSW haben wir innerhalb von Stunden eine „Neigungsgruppe Corona“ gebildet, mit einem harten Kern, der bis heute Bestand hat, einigen wechselnden Teilnehmern und sensationellem Support von unseren KSW-MitarbeiterInnen, großteils unter erschwerten Bedingungen aus dem Homeoffice. Dieses Team hat frei von fraktionellen Überlegungen und sonstigen Eitelkeiten, dafür mit viel Einsatz, großer Umsicht, fachlich interdisziplinär aufgestellt – und mit viel Leidenschaft und hoher Frustrationstoleranz versucht, zumindest schrittweise Licht ins Dunkel zu bringen. Wir haben die Richtlinien begutachtet, unsere Überlegungen dazu dargelegt, von Anbeginn erkennbare Probleme vorausgesagt und Vermeidungsstrategien aufgezeigt. Manche dieser Vorschläge wurden diskutiert, einige wurden übernommen, wir wurden gehört, aber mit vielen Vorschlägen sind wir an der politischen Realität gescheitert. Bei manchen Corona-Hilfen wurden wir intensiver, bei manchen überhaupt nicht eingebunden. Kaum gab es neue Richtlinien, gab es natürlich unzählige Fragen. Einige waren relativ schnell zu beantworten, andere harren immer noch einer Lösung. Ich möchte gar nicht mehr daran zurückdenken, wie lange wir darum bitten mussten, dass Neuerungen oder Änderungen in den FAQs irgendwie gekennzeichnet werden – Dinge, die wir im Bereich der Richtlinien seit Jahren für selbstverständlich halten.

Arbeiten bis zum Umfallen
Unser Berufsstand ist massiv gefordert, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch wir selbst arbeiten zeitweise bis zum Umfallen. Auch wenn manche von uns schon sehr knapp an der Grenze der Belastbarkeit angekommen sind: Seien wir froh, dass wir Arbeit haben, dass unsere Bestätigungen gefragt sind, dass unser Berufsstand mehr und besser denn je wahrgenommen wird, dass unsere Klienten froh sind, wenn wir ihnen zur Seite stehen, und dass wir letztendlich einen wesentlichen Beitrag dazu leisten können, dass es doch irgendwie funktioniert. Aktuell beschäftigen wir uns mit der Definition der besonders betroffenen Unternehmen in der Kurzarbeit, der maßvollen Dividendenpolitik für Fixkostenzuschuss, Verlustersatz und Ausfallsbonus, nötigen Fristverlängerungen u.v.m. Auch wenn wir versuchen, Kritik nicht publikumswirksam über die Medien auszurichten, um die Gesprächsbasis nicht zu untergraben, wir bleiben dran, versprochen!

Erscheinungsdatum:

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