ZUKUNFT. Über die wachsende Bedeutung von Coaching für Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen. Von Sabine Kosterski
Steuerberater:innen als Coach:innen für Klient:innen werden an Bedeutung gewinnen. In der Wirtschaft wird Coaching schon verstärkt als Führungsinstrument eingesetzt. Was ist Coaching überhaupt? Hier geht es um die individuelle Beratung mit dem Ziel, die Rollenkompetenz und die eigene Fähigkeit zum Selbstmanagement zu erhöhen. Die berufliche Rolle und die damit zusammenhängenden Anliegen stehen im Vordergrund. Im Coaching wird die Selbstwahrnehmung gestärkt. Es werden andere, neue Sichtweisen gesehen, neue Handlungsmöglichkeiten ergeben sich, die vorher nicht wahrgenommen werden konnten, weil der berufliche Alltag es nicht mehr zugelassen hat. Die Betriebsblindheit wird aufgelöst. Klient:innen sehen bildlich gesprochen mit einem dritten Auge die Welt anders und erkennen neue (Auf)Lösungsmöglichkeiten. Coaching ist in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung schon angekommen, aber noch sehr dünn gesät. Coaching ist noch kein Must-Have für das Unternehmertum. Es hat sowohl gute als auch ungute Imagefacetten. Zu den unguten zählen Meinungen wie „Das ist Nachhilfe für Manager, die’s nicht hinkriegen“ oder „Das ist irgendetwas mit Psycho“. Natürlich gibt es viele Führungskräfte (sei es nun „nur“ als Unternehmer oder auch als Steuerberater/Wirtschaftsprüfer und Unternehmer), deren Anliegen bedeutsame seelische Anteile haben. Der Mensch handelt rational und gefühlsmäßig und ist nicht trennbar – auch nicht im Wirtschaftsleben. Meist kommt Coaching erst zum Einsatz, wenn der seelische Leidensdruck schon recht groß ist. Der Unternehmer steckt in einer Krise. Man dreht sich im Kreis, man ist mit seiner weiteren Berufs-, Lebensplanung im Unklaren. Gedanken wie „Ich finde die Balance zwischen Privat- und Berufsleben nicht (mehr)“ oder „Ich habe jeden Morgen ein ungutes Gefühl im Bauch“ können auftauchen. Wenn man Coaching pragmatisch betrachtet, handelt es sich dabei um eine präzise und sehr unspektakuläre Professionsberatung. Jede:r Manager:in, sei es nun „nur“ als Unternehmer:in oder auch als Unternehmer:in und Steuerberater:in/Wirtschaftsprüfer:in, hat anspruchsvolle Praxissituationen. Der Coach ist Fachfrau oder Fachmann für die Bearbeitung solcher Situationen. Schon allein die Tatsache, dass Coaches täglich mit Führungskräften an deren Herausforderungen arbeiten, macht sie auf diesem Gebiet etwas professioneller und ideenreicher. Und zu zweit finden sich immer bessere Lösungen als alleine. Und der große Vorteil beim Coach/bei der Coachin, der/die auch Steuerberater:in/Wirtschaftsprüfer:in- Wissen mitbringt, ist die wirtschaftliche Kompetenz, die ihn auszeichnet, weil er den Blick für mehr Möglichkeiten hat.
Wichtig: Die Zweitmeinung
Auch in der Steuerberatung, in der Wirtschaftsprüfung holen wir uns oft eine Zweitmeinung, um unsere abzusichern. Warum dann nicht gleich auch bei Führungsthemen? Oder anders formuliert: Sobald man mit Komplexität und Dynamik umzugehen hat, ist Coaching gefragt. Ein Beispiel: In wie vielen Rollen steckt heute ein Unternehmer/eine Managerin? So eine Person ist Unternehmer:in, Führungskraft, Projektleiter:in, interner Berater, Kollegin etc. in einem – jetzt soll er auch noch zum Coach für seine Mitarbeiter werden. Und zu diesen beruflichen Rollen kommen noch die privaten: Ehepartner, Elternrolle, Freundin, Kind etc. Und zwischen all diesen Rollen und den damit verbundenen Aufgaben und Erwartungen wird immer hin- und hergesprungen. Dass dies eine anspruchsvolle Aufgabe ist, liegt auf der Hand. Coaching kann hier sehr viel zur eigenen Rollenidentifikation und zum professionellen Ausüben der jeweiligen Rolle beitragen.
Erscheinungsdatum:
