BEWERBUNG. Worauf achten junge Arbeitssuchende heute besonders? Von Jasmin Jabinger
Ein Arbeitsplatzwechsel oder gar die erstmalige Suche nach einem attraktiven Arbeitgeber sollte momentan so einfach sein wie noch nie. Viele Stellenangebote treffen auf wenige Dienstnehmer:innen; Mitarbeiter:innen mit Erfahrung sind Mangelware. Kanzleien suchen händeringend nach neuer Arbeitskraft. Doch die Vielzahl an Möglichkeiten macht den Spazierweg zum Irrgarten. Achten junge Arbeitnehmer:innen sowie Berufseinsteiger:innen nach wie vor primär auf Gehalt, Ansehen und Aufstiegsmöglichkeiten? Eine rhetorische Frage, der eine echte Frage folgt: Welche Kriterien stechen Jobsuchenden heutzutage besonders ins Auge?
Die unumstrittenen Eckpfeiler
Es liegt auf der Hand, dass eine Priorisierung von Kriterien aufgrund individueller Bedürfnisse nicht pauschal ermittelt werden kann. Ein Blick auf Stellenanzeigen reicht jedoch, um einen Konsens zu erkennen, der sich in den HR-Abteilungen etabliert zu haben scheint: Versprechen in Bezug auf attraktive Entlohnung, Homeoffice-Option, flexible Arbeitszeiten und persönliche wie berufliche Entwicklungsmöglichkeiten sind an der Tagesordnung. Schlagworte wie „spannende Aufgabenfelder“, „hohe Eigenverantwortung“ und „Teamgeist“ werden oft verwendet. In diesem Überfluss an scheinbar wertvollen Angeboten gilt es, sich als Bewerber:in systematisch zu orientieren und sich vor allem selbst zu fragen, was von einem Arbeitgeber zusätzlich erwartet wird bzw. erwartet werden darf.
Was im Überfluss der Stellenangebote glänzt:
Entlohnung: Diese mag für viele noch immer das wichtigste Kriterium sein; gute Arbeit muss schließlich auch fair entlohnt werden. Modernere Ansätze wie eine Mitarbeitergewinnbeteiligung fallen hier positiv auf. Zusätzlich zum Gehalt locken Kanzleien zunehmend mit Fringe-Benefits wie Essensmarken, Kinderbetreuungsangeboten, diversen Sportmöglichkeiten (z.B. Fitnessstudiomitgliedschaften) oder gar Wäschereiserviceleistungen. Für Berufsanwärter: innen sind jedoch vor allem die hohen Prüfungs(vorbereitungs)kosten ein Auswahlkriterium. Können diese ganz oder teilweise vom zukünftigen Arbeitgeber übernommen werden, steht diese Stelle hoch im Kurs.
Arbeitszeit/-ort: Wie bereits erwähnt ist die Möglichkeit für Homeoffice mittlerweile längst keine Seltenheit mehr, wodurch vom Wohnort weiter entfernte Arbeitgeber attraktiver werden. Flexible Arbeitszeit- sowie Teilzeitmodelle sind der jungen Generation so wichtig wie noch nie. Einige wenige Kanzleien setzen hier schon neue Standards und bieten zugunsten einer ausgeglichen Work-Life-Balance eine 38-Stunden- oder 4-Tage- Woche an. Erneut sind vor allem für Berufsanwärter:innen zusätzlicher Prüfungsurlaub, Bildungskarenz oder Sabbatical besonders attraktive Tools. In Ausschreibungen ist hiervon jedoch nur selten zu lesen.
Persönliche und fachliche Entwicklungsmöglichkeiten:Zweifelsohne sind Aufstiegsmöglichkeiten oder gar eine potenzielle Partnerschaft auch heute noch von größter Bedeutung. Fachliche Weiterbildungsangebote in Form von internen und externen Schulungen sollten besonders in unserem Berufsstand zudem eine Selbstverständlichkeit darstellen. Persönliche Entwicklung beginnt jedoch bereits ab dem ersten Arbeitstag. Für viele Bewerbende ist ein gut durchdachter Onboarding-Prozess mitsamt transparent kommunizierten Aufgabenbereichen essenziell. In weiterer Folge sollten die Möglichkeiten, schrittweise Verantwortung zu übernehmen, eigenständig zu arbeiten und dennoch von einem gut strukturierten Team begleitet zu werden, gegeben sein. Für Berufsanwärter:innen spielt auch hier die Unterstützung in Bezug auf die Prüfungsvorbereitung eine große Rolle (Prüfungsurlaub samt Vertretung, kanzleiinternes Prüfungsvorbereitungsangebot etc.).
Unternehmenskultur: War es früher vor allem die Reputation einer Kanzlei, die Bewerber:innen angelockt hat, gilt es heutzutage zusätzlich, ein digitales, modernes und dynamisches Auftreten an den Tag zu legen. Junge Arbeitskräfte wollen sich in flachen Hierarchien wiederfinden und schrittweise in die Unternehmensentwicklung eingebunden werden. Eine mitarbeiterwertschätzende Haltung kann zudem durch Gesundheitsvorsorge (ergonomische Arbeitsplatzausstattung, erneut Sportangebote etc.) oder Team-Events signalisiert werden. Keine Kanzlei kann alle oben genannten Kriterien erfüllen. Aus Arbeitnehmersicht gilt es, sich seiner Prioritäten bewusst zu werden. Arbeitgeber hingegen trumpfen mit einem authentischen Festhalten an kanzleiinternen Grundwerten auf, gepaart mit einem gewagten Blick nach vorne. Zukunftsorientierte Stellenangebote, die eine ausgeglichene Work-Life- Balance fokussieren, ziehen motivierte Mitarbeiter:innen an und bieten dem schnelllebigen Zeitgeist mit langfristigen Arbeitsverhältnissen die Stirn.
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