PORTRÄT. Karl Sevelda ist der neue erste Mann in der Raiffeisen Bank International. Als Nachfolger von Herbert Stepic wird er die Geschicke der RBI leiten. Zu Steueroasen hat er eine klare Meinung. Von Karin Pollack
Es wirkt fast so, als hätte Karl Sevelda auf seinen großen Auftritt gewartet. Zumindest medial hat er seinen Antritt als neuer Chef der Raiffeisen Bank International (RBI) gut gemeistert. Zum Beispiel mit der Anekdote, wie er selbst von seiner neuen Aufgabe erfahren hat. „Die Information, dass ich zum neuen CEO bestellt wurde, erreichte mich während eines Vortrags bei unserem jährlichen Group Meeting. Plötzlich hat das Handy vibriert, ich bekam die Nachricht und habe dann wie bei der Hochzeit ein leises Ja gewispert“, erzählte er und wirkt dabei ungezwungen und sympathisch. Seit Anfang Juni ist der 63-jährige Wiener der Nachfolger von Herbert Stepic und verhehlt nicht, dass er bereits eher ruhigere Lebenspläne hatte. Allerdings: „Ich habe aus Loyalität zum Unternehmen, aus Ehrgeiz und aus Eitelkeit zugesagt“, sagt er in einem Interview dem „Standard“. Die Aufgabe als neuer RBI-Chef ist in einem gewissen Sinn auch die Krönung seiner Karriere. Seit nunmehr 35 Jahren ist er im Bankenbusiness, hat es vor allem aus der Perspektive des Firmenkundengeschäfts und der Exportfinanzierung mitgestaltet und kennt Österreichs Wirtschaft deshalb wie seine Westentasche.
Die Meilensteine seiner Karriere Sevelda studierte Sozial- und Wirschaftswissenschaften in Wien, begann dann als Angestellter des Wirtschaftspolitischen Instituts zu arbeiten und promovierte 1980. 1977 entschloss er sich, ins Bankengeschäft einzusteigen, und heuerte in der damaligen Creditanstalt an, wo er es in 20 Jahren zum Leiter der Bereiche Internationale Konzerne und Versicherungen sowie Firmenkunden brachte. Drei Jahre machte er als Banker Pause, um sich in der Politik zu engagieren. Wirtschaftsliberal, so bezeichnet Sevelda seine grundsätzliche Einstellung. Von 1983 bis 1985 war er wirtschaftspolitischer Leiter im Büro des FPÖ-Handelsministers Norbert Steger, war mit Jörg Haider befreundet, wandte sich aber von der Partei ab, als der Ton dort ausländerfeindlicher und populistischer wurde. Die Idee von einer liberalen Partei für Österreich verfolgte er weiter, war 1993 Gründungsmitglied des Liberalen Forums und sympathisiert heute mit den „Neos“, betont aber stets, dass er „privates vom beruflichen Engagement gut trennen kann“. Der Wechsel zur Raiffeisenbank kam für Sevelda 1998, „durchaus nicht friktionsfrei“, wie er sagt. Dass sein Ex-Chef Gerhard Randa jahrelang kein Wort mehr mit ihm wechselte, ist eine bekannte Tatsache. Im Raiffeisenkonzern zog er als Vorstandsmitglied in die Führungsetage ein, 2010 übernahm er den stellvertretenden Vorsitz im RBI-Vorstand. 136 Milliarden Euro Bilanzsumme, rund 60.000 Mitarbeiter und faule Kredite in 13 Ländern aus den Bankaktivitäten in Ostgeschäften: Als Profi weiß er, dass er es bis 2017 mit schwierigen Herausforderungen zu tun haben wird. Kurswechsel hat er nicht geplant. Stepic ist sein Vorbild, an dessen Strategie im Osten wird er festhalten. In Zukunft wird die RBI eine selektive Wachstumsstrategie fahren und hat neben Österreich Polen, Tschechien, die Slowakei, Rumänien und Russland als Fokusmärkte definiert.
Wie steht er zu Steueroasen? „Betriebe sind innerhalb des legalen Rahmens auch in Steueroasen gegangen, aus einer Verantwortung ihren Aktionären gegenüber. Auch wir haben für unsere Kunden da und dort Geschäfte in Offshore-Destinationen gemacht und in Steueroasen Niederlassungen gegründet, weil wir vor Ort lokale Geschäfte gemacht haben. Wir werden diese Politik aber überdenken und unsere Tochtergesellschaften einer Überprüfung unterziehen“, stellte er im „Kurier“ klar. Privat habe er keine Geschäfte in Steueroasen getätigt, „ich zahle noch Kredite für die Wohnungen meiner Frau und meiner Tochter zurück“, sagt er. Sein Fernziel als RBI-Manager: Den Return on Equity von derzeit neun auf 15 Prozent vor Steuern steigern, die Geschäfte in Problemländern wie Ungarn konsolidieren. „Wir zahlen Bankensteuern, gleichzeitig haben wir massive Kostenbelastungen durch Basel III und überbordende Regulatoren zu tragen, beim Aufbau von Kapital stützt uns die Regierung derzeit nicht“, kritisiert Sevelda die Politik.
Zu kurz kommen werden für ihn in den nächsten Jahren wohl jene Dinge, die er gerne macht. Musik hören zum Beispiel, das Opa-Sein und seine zahlreichen Freundesrunden. Privat habe der bekennende Workaholic, der sich seine Kondition täglich frühmorgens am Ergometer holt, übrigens keinen besonderen Bezug zu Geld. Er gibt es auf Reisen mit seiner Frau aus. „Auch ich habe schon Trekking im Himalaya gemacht, beruflich bin ich aber kein Abenteurer.“
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