UNTERNEHMENSBERATUNG. Warum spielt dieses wichtige Thema noch immer eine untergeordnete Rolle? Nicole Lugger und Klaus Gaedke geben Auskunft.
Im Gespräch mit KollegInnen stellen wir immer wieder fest, dass das Tätigkeitsfeld Unternehmensberatung in Steuerberatungskanzleien eine nur sehr untergeordnete Rolle spielt.
Woran liegt das?
Primär werden wir bei unseren Kunden als Dienstleister wahrgenommen, die Buchhaltung und Personalabrechnung abwickeln und Jahresabschlüsse und Steuererklärungen erstellen. Dass das Leistungsportfolio unserer Kanzleien darüber hinausgeht, ist vielen Kunden nicht bewusst. Das liegt daran, dass KollegInnen oft die zeitliche Komponente zum Aufbau von betriebswirtschaftlichen Fachbereichen fehlt und sie nicht proaktiv am Markt anbieten. Im Hinblick auf Automatisierung und Digitalisierung in unserer Branche stellt sich nicht mehr die Frage, „ob“, sondern vielmehr, „wann“ neue Beratungsfelder entwickelt werden.
Was sollten wir tun?
„Wer die Daten hat, der hat die Macht“, diesen Slogan können wir in der betriebswirtschaftlichen Beratung für uns nutzen. Im Zuge der Abwicklung von Rechnungswesenaufgaben für unsere Kunden sammeln wir Daten, die wir für weiter gehende Leistungen wie Jahresabschlussanalyse, Budgeterstellung, Stundensatzkalkulationen etc. als Datenbasis zeitnah zur Verfügung stellen oder selbst verarbeiten können. Das ist ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil.
Was ist der Nutzen?
Aufgrund des umfassenden Leistungsportfolios werden wir als Beratungsunternehmen wahrgenommen, welches Unternehmen unterschiedlicher Größe in steuer- und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen unterstützen kann. Das fördert Kanzleiwachstum und Ertragskraft. Anders als die auf Basis von Stundensätzen abrechenbaren Steuerberatungsleistungen lässt sich betriebswirtschaftliche Beratung auf Basis von Fixhonoraren vereinbaren. Dies führt zu höheren Deckungsbeiträgen in diesem Tätigkeitfeld. Beispielhaft stellen wir zwei aus unserer Sicht wesentliche Beratungsansätze näher vor:
Einstieg – Jahresabschlussanalyse
Die Jahresabschlussanalyse ist ein absolutes „Must“ in der Beratertätigkeit – mithilfe der Ist-Zahlen der letzten Jahre analysieren wir den wirtschaftlichen Werdegang des Unternehmens und stellen mithilfe von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen Stärken und Schwächen des Unternehmens dar. Dazu verwenden wir Tools aus der verwendeten Bilanzierungssoftware oder kreieren eine individuelle Excel-Vorlage mit ansprechenden Darstellungen. Diese Analyse kann auch für die Besprechung des Jahresabschlusses eingesetzt werden – unsere Kunden sind nicht jeden Tag mit unübersichtlichen Zahlenkolonnen konfrontiert und ein Jahresabschluss kann so schnell zur Herausforderung werden. Neben Liquiditäts- und Rentabilitätskennzahlen richten wir Augenmerk auf die Analyse der einzelnen Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung. Dabei bleiben wir nicht im innerbetrieblichen Bereich, sondern sehen uns auch an, wo der Mitbewerber steht, und stellen einen Vergleich zum Branchenschnitt dar. Hier wird Aufholbedarf schnell sichtbar.
Neues Tätigkeitsfeld – Digitalisierung
Die digitale Transformation ist die große Chance, unser Know-how im Bereich des digitalen Rechnungswesens an unsere Kunden weiterzugeben. Viele Kanzleien konnten schon Erfahrungen in der Digitalisierung sammeln. Mit entsprechendem technischem Knowhow bzw. mithilfe von Systempartnern tun sich große Umsatzpotentiale auf, stehen doch viele Kunden noch nicht einmal in den Startlöchern auf dem Weg zum papierlosen Büro. Das Projekt Digitalisierung startet mit der Ist- Analyse der Prozesse des betrieblichen Rechnungswesens. Dabei ist der Effizienz höchste Beachtung zu schenken. Die 1:1-Überführung eines ineffizienten analogen Belegflusses in die digitale Welt bringt keinerlei Verbesserung!
Ausblick
Das Tätigkeitfeld Unternehmensberatung wird zukünftig einen höheren Stellenwert in der Betreuung unserer Kunden einnehmen. Dabei spielt die Spezialisierung auf einzelne Fachbereiche eine wesentliche Rolle in der Weiterentwicklung unserer Kanzleien.
Erscheinungsdatum: