Klaus hübner über den Blick nach vorne auf das Jahr 2016, neue gesetzliche Regelungen und neue Herausforderungen für unseren Berufsstand.
Die zu verarbeitende Gesetzesflut wird immer unerträglicher. Wenn wir so weitermachen, werden beide Seiten – Verwaltung und Unternehmen – „kollabieren“. Mehr denn je gilt, dass Steuervereinfachung nicht nur ein Schlagwort sein darf, sondern endlich eine ernste Reform in Angriff genommen werden muss. Unzumutbar sind die kurzen Stellungnahmefristen, in denen unsere ehrenamtlichen Funktionäre innerhalb weniger Tage umfangreiche Gesetzestexte begutachten müssen. Wir haben unseren Unmut bereits in einem Schreiben an Finanzminister Schelling kundgetan.
Umsetzung der 4. Geldwäsche-RL
Im kommenden Jahr steht die Umsetzung der 4. GeldwäscheRichtlinie an. Hier droht Ungemach, falls die Meldeverpflichtung ausgeweitet wird und schon die Vortat selbst zu melden wäre. überdies könnte auch der Tatbestand der Vortaten für Geldwäsche auf Steuerhinterziehung ausgeweitet werden. Die Ausnahme bei rechtsberatender Tätigkeit und als Parteienvertreter muss weiter bestehen bleiben. Das fordern wir.
Verstärkte Betrugsbekämpfung
Um die Tarifreform finanzieren zu können, hat der Finanzminister verstärkte Betrugsbekämpfung angekündigt. Wir unterstützen selbstverständlich prinzipiell jede Maßnahme gegen Steuerbetrug, fordern aber ein verhältnismäßiges Vorgehen. Bei der Registrierkassenpflicht sehen wir dies leider nicht. Im Gegenteil, die Registrierkassenpflicht bringt den Unternehmen eine unverhältnismäßig hohe finanzielle und bürokratische Mehrbelastung, aber in vielen Facetten keine erhöhte Sicherheit in der Betrugsbekämpfung.
Auf Initiative des Landes Niederösterreich hat die KWT übrigens per 1. Dezember eine Anlaufstelle – sowohl für niederösterreichische Unternehmen wie auch für den gesamten Berufsstand – eingerichtet, mit dem Ziel, Anliegen rund um die Finanzpolizei zu erfassen, zu diskutieren und Verbesserungen zu erreichen.
Befugnisüberschreitungen der Bilanzbuchhalter
Wir stellen fest, dass es in der Praxis immer wieder Fälle gibt, in denen Bilanzbuchhalter von Unternehmen als Vertreter vor Finanzbehörden, z. B. auch bei Betriebsprüfungen, genannt werden, obwohl sie nur eingeschränkte Vertretungsrechte besitzen. Wir haben die Finanzverwaltung neuerlich darüber informiert und gebeten, diesen Missstand in Zukunft abzustellen.
Danke für die Zustimmung
Wir haben im November eine Mitgliederumfrage zum Thema Aufwandsentschädigung durchgeführt. Erfreulicherweise haben rund 73 % der Kollegenschaft zugestimmt, dass wir ab dem kommenden Jahr eine Erweiterung der Aufwandsentschä- digung für einzelne Funktionen, wie Vorsitzende der Fachsenate, Landespräsidenten und Berufsgruppenobleute umsetzen. Daraus ergibt sich keinesfalls die Notwendigkeit einer Erhö- hung der Kammerumlage. Wir haben insgesamt einen hohen Servicegrad erreicht, den wir auch in Zukunft halten wollen. Dazu braucht es Erfahrung von Kanzleipraktikern, über die die KWT nicht verfügen kann. Aufgrund der vielen Themen und Aufgaben, die auf uns zukommen, ist es schlicht unzumutbar, dass einige unsere Kolleginnen und Kollegen für unseren Berufsstand mit 300 bis 400 Stunden ehrenamtlich tätig sind. Mit Ihrer Zustimmung zur Aufwandsentschädigung wird sichergestellt, dass auch Kolleginnen und Kollegen aus kleineren Kanzleien derartige Funktionen übernehmen können.
Aktuelle Imageumfrage mit neuen positiven Ergebnissen
Im Oktober wurde zum vierten Mal vom Linzer Spectra-Institut das Image unseres Berufsstandes bei insgesamt 500 Unternehmen erhoben – mit neuerlich sehr erfreulichen Ergebnissen: Das Image der Steuerberater konnte sich auf einem ohnehin hohen Niveau noch weiter leicht verbessern, das Image der Wirtschaftsprüfer ist stabil. Bei der Beratungsqualität konnten beide Berufsgruppen zulegen. Wir können stolz darauf sein, dass unsere Kunden so nachhaltig mit uns zufrieden sind. Unser positives Image spiegelt sich in unseren Wachstumszahlen wider. Immerhin ist unser Umsatz mit 4 Prozent deutlich über der Inflationsrate gestiegen. In erster Linie beruht dieser Erfolg auf Ihrer Arbeit und der Ihrer Mitarbeiter, wofür ich Ihnen an dieser Stelle herzlich danken möchte.
Wir setzen darüber hinaus Aktivitäten, um unseren Berufsstand in der Öffentlichkeit zu positionieren. Besonders gut läuft die Gründerinitiative „Niemals-ohne“. Uns ist bewusst, dass wir mit anderen Anbietern in Konkurrenz sind, deshalb müssen wir initiativ bleiben. Seit Beginn dieser Aktion im Jahr 2013 wurden insgesamt knapp 1.500 Gründerboxen bestellt.
Wir werden unsere Aktivitäten zur Positionierung der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer auch im neuen Jahr fortsetzen. Auch die Homepage der KWT wird neu gestaltet und strukturiert und auch für mobile Endgeräte gut nutzbar gemacht. Die neue Homepage wird im 1. Quartal 2016 online gehen.
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