BERUFSEINSTIEG. Über die spannenden Erfahrungen eines 37-jährigen Berufsanwärters. Von Daniel Zoth
Und Sie wollen sich das mit 37 noch antun, als Berufsanwärter wieder ganz von vorne anzufangen? Wissen Sie, was da auf Sie zukommen wird?“ Das war der, zugegebenerweise sehr ehrliche und direkte, Einstiegssatz in mein erstes Bewerbungsgespräch auf der Suche nach einer passenden Kanzlei für mich und meine zukünftige Karriere in der Steuerberatung.
Der Reihe nach
Zur allgemeinen Aufklärung meiner Situation sollte ich doch einige Worte über meinen beruflichen Werdegang erzählen. Nach zehn Jahren Aktien- und Derivatehandel unter dem Giebelkreuz in Wien, einem zweijährigen Abstecher in den familiären Schuhgroßhandel und erfolgtem Umzug von Wien ins heimische Salzburg musste ich mir mit Mitte 30 wider Erwarten doch tatsächlich die Frage stellen: „Was mache ich jetzt noch bis zum Ende meiner beruflichen Laufbahn, um mich mit spannender Tätigkeit zu erfüllen und meiner Familie das erwünschte und bis jetzt gelebte Leben zu finanzieren?“ Ein nochmaliger Umzug in die Bundeshauptstadt kam aus familiären Gründen nicht in Frage, und zurück in die Bankenwelt, das war zur fraglichen Zeit auch nicht wirklich eine gangbare Option. Es musste also eine vollkommene berufliche Neuorientierung her, und ich schickte mich an, diesen Plan möglichst rasch in die Tat umzusetzen. Nach einiger Zeit des Überlegens und Abwägens und mehrere Berufsbild- Coaching-Einheiten später kam ich zu dem Entschluss, mich voll und ganz auf die Steuerberatung einzulassen. Gerade in meiner beruflichen Zeit im Familienbetrieb wurde ich mit vielen klassischen Steuerberatungsthemen konfrontiert (Nachfolgeregelung bei KMUs, richtige Wahl der passenden Unternehmensform, Unternehmensbewertung, Immobilienbewertung im Steuerrecht etc.). Mein zukünftiges Berufsfeld sollte also ein Bereich sein, in dem ich meine bisher erworbenen Fähigkeiten gut einsetzen kann und das mir die Möglichkeit bietet, in weiterer Zukunft auch wieder unternehmerisch bzw. selbständig tätig sein zu können.
Suche nach einer Kanzlei
Überraschenderweise war die Suche nach der geeigneten Kanzlei weit weniger schwierig, als ich dachte. Aufgrund meines bereits vorhandenen beruflichen Netzwerks ergaben sich gute Kontakte in die Branche, was den Erstkontakt zu meinen potentiellen zukünftigen Arbeitgebern schon sehr vereinfachte. Das Feedback bei den Bewerbungsgesprächen war durch die Bank positiv und ich hatte nicht das Gefühl, dass mein Alter bzw. mein bereits fortgeschrittener beruflicher Werdegang negativ beurteilt worden wären. Somit dauerte auch mein gesamter Bewerbungsprozess, um eine passende Kanzlei zu finden, weit weniger lang als der dazugehörige Entscheidungsprozess.
„Nach mittlerweile eineinhalb Jahren Berufsanwartschaft und mehreren Ausbildungseinheiten auf dem Weg zum Steuerberater kann ich sagen, dass ich die Entscheidung, beruflich wieder von vorne anzufangen, nicht bereue.“
Täglich neu gefordert
Nach mittlerweile eineinhalb Jahren Berufsanwartschaft bei der Aura Treuhand in Salzburg und mehreren Ausbildungseinheiten auf dem Weg zum Steuerberater (Buchhalter, Bilanzbuchhalter, Personalverrechner) kann ich sagen, dass ich die Entscheidung, beruflich wieder von vorne anzufangen, in keiner Weise bereue. Durch die unterschiedlichen Tätigkeiten in unserer Kanzlei (Buchhaltung, Bilanzierung, Personalverrechnung und vor allem Beratungsgespräche mit Klienten) werde ich täglich neu gefordert und motiviert. Das Spektrum der von mir mitbetreuten Klienten umfasst eine breite Palette vom (vermeintlich) einfachen Einnahmen-Ausgaben-Rechner bis hin zur vermögensverwaltenden GmbH & Co KG. Meine Lernkurve ist, wie bei allen Berufsanwärtern mitten in der „Lehrzeit“, noch nach wie vor äußerst steil und ich bin mir absolut sicher, dass sich das die nächsten Jahre auch noch fortsetzen wird. Mit großem Respekt blicke ich auf die im Jahr 2019 anstehende Fachprüfung zum Steuerberater, bin aber überzeugt, dass ich mit der richtigen Erfahrung und Unterstützung meiner Arbeitskollegen und Vorgesetzten auch diese Hürde meistern werde. Als Quereinsteiger und „Spätberufener“ in der Steuerberatung habe ich bis jetzt durchwegs Positives zu berichten und bedanke mich hiermit auch bei der ÖGSW für die Gelegenheit, meine Erfahrungen in diesem Artikel weitergeben zu können!
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