STRATEGIEN. Die fachlichen wie organisatorischen Herausforderungen für Wirtschaftsprüfer waren, sind und bleiben enorm. Zudem erfordert die Digitalisierung ein neues Prüfungsvorgehen und das neue Berufsrecht entsprechende Ausbildungsstrategien. Von Herbert Houf
Die letzten 15 Jahre waren geprägt durch massive Veränderungen. Vor allem durch die EU-Audit-Reform war zuletzt eine Flut an neuen Regelungen zu bewältigen. Allen voran die neuen Aufsichtsbestimmungen (APAG) inkl. Qualitätssicherungsprüfung und Inspektion sowie die Sonderbestimmungen für die Prüfung von Unternehmen von öffentlichem Interesse. Parallel dazu hat die Einführung der ISAs als Prüfungsstandards die Kollegen massiv gefordert. Auch der Fortbildungsaufwand war während dieser Zeit enorm. Vor allem die Kosten für Qualitätssicherung und Fortbildung, mit der letztlich auch eine zunehmende Spezialisierung einhergeht, lassen viele Kollegen die Möglichkeiten für neue Formen der Zusammenarbeit prüfen, um die zunehmende Komplexität und den wachsenden Kostendruck erfolgreich zu meistern. Kleinere Prüfungsbetriebe sind gut beraten, sich organisatorisch neu aufzustellen und Zusammenschlüsse mit anderen Betrieben in Erwägung zu ziehen. So kann eine Effizienzsteigerung erreicht werden. Durch Kooperation kann aber nicht nur eine Fixkostensenkung erreicht, sondern auch die fachliche Basis verbreitert werden. Sie fördert die Möglichkeit zur Spezialisierung, sowohl was unterschiedliche Branchen, als auch was sonstige Kenntnisse (Stichwort Konzern, IFRS, IT) betrifft. Als Alternative zum Zusammenschluss suchen sich Prüfungsbetriebe zunehmend Marktnischen, in denen sie auch als kleinere Betriebe bestens bestehen können. Ob das die Prüfung von Stiftungen oder Vereinen ist oder Sonderprüfungen aller Art – der Gesetzgeber erfindet immer wieder neue Aufgaben, die nur von Wirtschaftsprüfern erledigt werden können und in der Regel keine Registrierung nach dem APAG erfordern.
Digitalisierung – Chancen und Risken
Einen umfassenden Veränderungsprozess für unseren Berufsstand bringt die zunehmende Digitalisierung mit sich. Auch wenn der fortschreitende IT-Einsatz neue Möglichkeiten bietet, auf Daten besser zuzugreifen und sie prüfen zu können, örtlich flexibler zu sein und die Wirtschaftsprüfungstätigkeit damit an sich ein Stück effizienter abzuwickeln, birgt die Digitalisierung auch Gefahren. Traditionelle Prüfroutinen müssen überdacht und angepasst werden, da die Dokumentation und damit die Nachvollziehbarkeit von Geschäftsprozessen nur noch digital gegeben ist. Systemprüfungen werden damit auch bei kleineren Prüfungsfällen zunehmend unentbehrlich. Auch der persönliche Kontakt zum geprüften Unternehmen kann verloren gehen, weil sich die Prüfungstätigkeit immer mehr im „Cyberspace“ abspielt. Für das Verständnis des Geschäftsmodells und die persönliche Risikoeinschätzung des Prüfers sowie die sogenannte kritische Grundhaltung ist jedoch eine eigene Wahrnehmung unerlässlich. Die Veränderung in diesem Bereich ist also enorm. Hier heißt es dranbleiben und sich mit den neuen Entwicklungen laufend auseinanderzusetzen.
Perspektiven für Berufsanwärter
Unser Berufsstand kämpft seit einiger Zeit mit Nachwuchssorgen. Durch die vielfach negative Medienberichterstattung und die immer strengeren regulatorischen Rahmenbedingungen hat die Attraktivität unseres traditionell sehr imageträchtigen Berufes zuletzt gelitten. Dabei ist die Tätigkeit des Wirtschaftsprüfers unverändert spannend und abwechslungsreich, man bekommt eine breite und solide Ausbildung in fachlicher und auch persönlicher Hinsicht. Als Prüfer muss man nicht nur die einschlägigen Gesetze beherrschen, sondern vor allem auch in der Kommunikation mit dem Management, den Eigentümern und vielen anderen Gesprächspartnern bestehen. Man lernt interessante Unternehmerpersönlichkeiten kennen und kann von ihnen lernen. Das alles müssen wir den jungen Menschen näherbringen, damit sie sich wieder verstärkt für unsere Branche interessieren. Neuen Schwung wird hoffentlich auch das neue Berufsrecht bringen, das den direkten Zugang zum Wirtschaftsprüfer ohne gleichzeitige Steuerberaterbefugnis eröffnet. Allerdings wird man sich wohl auch früher für die eine oder die andere Laufbahn entscheiden müssen, nicht zuletzt, um den richtigen Arbeitgeber und die bestmögliche Ausbildung zu finden.
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