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Ausgabe 04/2018

Der Multifunktionär

PORTRÄT. Harald Mahrer, einer der Masterminds der Neuen ÖVP, hat die meisten Ämter in der Politik inne – Innovation ist sein Leitbild, Strategie seine Stärke. Von Karin Pollack

Politiker sollten langfristig denken, wünschen sich Bürger. Mitunter ist das im täglichen Hickhack zwischen den Parteien aber nicht immer so einfach zu bewerkstelligen und derjenige, der den Überblick bewahrt, hat oft die besten Karten. Harald Mahrer weiß genau, wie das politische Spiel geht, er hat seine eigene Rolle darin schon vor vielen Jahren festgelegt. Ende 2018 ist er jener Politiker mit den meisten Ämtern im Land. Er ist seit Dezember 2017 Chef des Österreichischen Wirtschaftsbundes, wurde im Juni 2018 nicht nur zum Obmann in der Sozialversicherung der Gewerblichen Wirtschaft (SVA), sondern auch zum Präsidenten der Wirtschaftskammer Österreich ernannt. Am 1. September 2018 wurde er schließlich auch noch Präsident der Österreichischen Nationalbank. „Meine Arbeitswoche ist sehr lange“, sagte er der Tageszeitung „Der Standard“ auf die Frage, wie er all diese Aufgaben unter einen Hut bringt. Dass die Opposition diese Ansammlung von Ämtern und mögliche Interessenskonflikte kritisieren würde, damit hatte Mahrer gerechnet und seine Position klargemacht: „Ich wünsche mir, dass nicht ständig Realwirtschaft und Finanzwirtschaft gegeneinander ausgespielt werden. Wirtschaft ist unteilbar und daher auch ganzheitlich zu betrachten“, sagt Mahrer. Es ist seine Grundeinstellung seit 20 Jahren.

Denn Schnellsprecher Harald Mahrer ist schon seit seinen Studienzeiten ein „political animal“, erinnert sich Politikberater Feri Thierry, der ihn schon kannte, als Mahrer an der Wirtschaftsuniversität Wien Betriebswissenschaften studierte. „Wir müssen was tun“, sagte Mahrer schon als Vorsitzender der WUHochschülerschaft zwischen 1995 und 1997 häufig. Der 1973 geborene und in Döbling aufgewachsene Wiener trat seinen ersten Job als Forschungsassistent des Rektors an. Mahrers Mission seit Anbeginn seiner Karriere ist Innovation im Allgemeinen und Digitalisierung im Speziellen. „Wir haben eine neue Gründerzeit. Die Digitalisierung stellt die Geschäftsmodelle auf den Kopf“, sagt er gerne bei öffentlichen Auftritten und sieht sich selbst gerne als „Nerd“. „Ich komme aus der Wirtschaft“, so sein Selbstverständnis dabei.

Denn Mahrer versteht sich als Unternehmer. 2000 hat er Legend Consulting gegründet und sich auf Public Relation spezialisiert. 2010 gründet er die cumclave Unternehmensberatung und die Beteilungsfirma HM Tauern Holding Beteiligungsgesellschaft in Kärnten. Mahrer hat Verbindungen in den Süden Österreichs: Seine Frau Andrea Samonigg-Mahrer lebt in Spittal an der Drau und leitet dort ein Privatkrankenhaus mit über 400 Mitarbeitern als Familienunternehmen in dritter Generation. Deshalb ist Oberkärnten für Mahrer auch der Ort, an dem er sich am besten erholt. Fragt man ihn nach seinen Hobbys, sagt er: „Schwimmen“, und meint „im Millstättersee“. Auch auf die Jagd geht er dort gerne. Zudem ist das Ehepaar Mahrer bei den Komödienspielen auf Schloss Porcia engagiert.

 Apropos Lachen: Harald Mahrer als Politiker ist auch für seine unkonventionelle Wortwahl bekannt. „Fast geil“ nannte er 2016 eine Bildungsreform, an der er mitgearbeitet hatte. Das hat System. Mitte der 2000er-Jahre hatte Mahrer begonnen, sich als wortgewaltiger Neudenker der Partei zu etablieren. Das Büchlein „Österreich 2050“ machte den Auftakt, es folgten ein Dutzend anderer Bände, die dem bürgerlichen Themenkomplex Freiheit, Leistung und Eigentum gewidmet sind; „Eigentum, wir sind dafür!“, so einer der Titel. „Konservativ zu sein, heißt heute vor allem, skeptisch zu sein. Wir glauben nicht alles, was neu, besser und anders ist. Wir wollen wissen, ob das alles auch vernünftig und richtig ist“, sagt Mahrer.

Mit dieser Einstellung wurde er schließlich als Präsident der Julius-Raab-Stiftung zum Mastermind der neuen ÖVP. Spätestens nach der Wahlniederlage der ÖVP 2013 hatte Mahrer eine Schlüsselfunktion, wenn es um die Verjüngung der Partei ging. Zusammen mit Sebastian Kurz und anderen prägte man den Begriff „Evolution Volkspartei“. 2014 wurde er Staatssekretär im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und übernahm den Job des Ministers Reinhold Mitterlehner, als dieser zurücktrat. Was Bundeskanzler Sebastian Kurz über ihn sagt: „Mahrer ist ein innovativer Vordenker und Reformer mit Managerqualitäten, der unternehmerisches Denken von der Pike auf gelernt hat.“ In seinen zahlreichen Funktionen wird Harald Mahrer in den nächsten Jahren genau in diesem Sinne agieren und hat damit eine Schlüsselrolle über Legislaturperioden hinaus.

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