ZUKUNFT. Über die wichtigen Chancen für die Weiterentwicklung des Berufsstandes. Von Wolfgang Steinmaurer
Die „Digitalisierung“, besser gesagt „der digitale Wandel“, ist eigentlich das Beste, was uns passieren konnte. Wir waren schon zu lange in unseren Routinen gefangen, es funktionierte und wir mussten unsere Komfortzone nicht verlassen. Leider wird beim Thema Wandel meist nur auf die Bedrohung anstatt auf die Chancen hingewiesen. Aber das eine kann genauso schlecht sein wie das andere. Immer nur auf die Risiken hinzuweisen, macht Menschen unsicher und hilft ihnen nicht wirklich. Es hilft aber auch nichts, allgemein von Chancen zu sprechen, wenn sie nicht aufgezeigt und thematisiert werden. Wir Steuerberater und Wirtschaftsprüfer haben bewiesen, dass wir bei der Steuerrechtsdurchsetzung für unsere Klientenschaft sehr kreativ sein können und ihnen damit zu ihrem Recht verhelfen, und das traut man uns auch zu. Nichtsdestotrotz haftet uns noch der „Hemdsärmelschoner“ an, den wir nicht so leicht wegkriegen. Jetzt ist aber die Gelegenheit dazu! Jede Krise hat nicht nur negative Auswirkungen, sondern auch positive. Ein positiver Aspekt der COVID19-Krise liegt darin, dass jetzt Dinge plötzlich schneller umgesetzt werden, die es vorher noch gar nicht gegeben hätte und die unter Umständen länger gedauert hätten. Es war von einem auf den anderen Tag möglich, dass viele Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten konnten. Die Krise zwingt uns zu reagieren, was aber zu wenig ist, denn wir sollten agieren und die Zukunft unseres Berufsstandes in die Hand nehmen.
Zauberwort „Kollaboration“
Das Zauberwort in diesem Zusammenhang heißt „Kollaboration“ (Zusammenarbeit). Durch die Vernetzung schaffen wir es, aus unserer Sicht der Dinge auszubrechen, zu erstehen, wie andere denken, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, für sich das Beste herauszuholen. Wir sind nicht alleine, wenn wir es zulassen und uns öffnen. Wer das nicht tut, wird in Zukunft auf Schwierigkeiten stoßen, die sogar existenziell sein können, wenn man an die zerstörende Kraft von Disruptionen denkt, die sich ähnlich einer Epidemie rasant ausbreiten. Die kanzleiübergreifende Zusammenarbeit wird durch den Einsatz von Plattformen ermöglicht, wie z.B. wtwiki – eine Plattform für Steuerberater und Mitarbeiter. Je mehr daran teilnehmen, desto höher wird der Nutzen. Es ging bisher und wird in Zukunft immer um die Menschen in den Kanzleien gehen, die Technik hilft uns nur, uns zu unterstützen und noch effizienter zu werden. Man kann sich den „digitalen Wandel nicht kaufen“, man muss ihn mit den Mitarbeitern verstehen und leben, und das braucht Zeit. Sparen Sie sich und Ihren Mitarbeitern viel Vorbereitungszeit, die andere schon gemacht haben. Setzen Sie auf Informationen aus Plattformen und auf Erfahrungen von anderen KollegInnen, erkennen Sie, was Sie schon erfüllen, was Ihnen noch fehlt, woran Sie vielleicht noch gar nicht denken. Die digitale Transformation ist das eine, die digitale Disruption ist das andere und auf längere Sicht „Wichtigere“. Machen Sie nicht das, was alle machen, nutzen Sie das schon Ausgearbeitete und entwickeln Sie gemeinsam Ihre eigenen Ideen.
Mitarbeiter als Follower
Sie werden sehen, es macht Spaß und bringt Ihnen sehr viel. Für die Zukunft Ihrer Kanzlei ist es notwendig, dass Sie Ihre Mitarbeitern zu Ihren Followern machen. Es genügt in Zukunft nicht mehr, Ziele vorzugeben und zu erwarten, dass diese erfüllt werden. Wir müssen unsere Mitarbeiter in Zukunft begeistern können, so dass sie selbst mehr Sinn und Spaß bei ihrer Arbeit erleben; und das geht! Sie müssen nur damit anfangen und den MitarbeiterInnen mehr zutrauen. Aber machen Sie das nicht alleine – tauschen Sie sich mit KollegInnen aus und profitieren Sie vom Vorsprung der anderen: Gemeinsam statt einsam!
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