ARBEITSEINSTIEG. Als Berufsanwärter zum Steuerberater fällt die Auswahl des zukünftigen Arbeitsplatzes nicht immer leicht. Von Benedikt Kobzina
In gezielten Werbeauftritten und Partnerprogrammen an Hochschulen platzieren sich vor allem Großkanzleien als Top-Arbeitgeber. Dabei wird mitunter auf wichtige Player in der österreichischen Steuerberatungslandschaft vergessen: die mittelgroßen Kanzleien, die eine attraktive Alternative zu Großkanzleien darstellen. Mir selbst fiel die Entscheidung leicht. Gleich nach meinem ersten Praktikum bei einer mittelgroßen Kanzlei war mir klar, dass ich den Direkteinstieg wollte. Das hatte mehrere Gründe. Einer davon war das positive Arbeitsumfeld und das gute Arbeitsklima, das ich bereits an meinem ersten Arbeitstag im Rahmen des quartalsweisen Strategiemeetings erleben durfte. Von Beginn an erfolgte die Kommunikation untereinander auf Augenhöhe, was vor allem durch ein wertschätzendes Miteinander und die vorherrschende Du-Kultur erleichtert wurde. Der starke Teamgeist und das positive Arbeitsumfeld bestätigten sich über den Einstiegsprozess hinaus. Was mittelgroße Kanzleien in diesem Punkt meiner persönlichen Erfahrung nach auszeichnet, ist, dass der Teamgeist zumeist die gesamte Kanzlei umspannt. Größe und Struktur erlauben es, Meetings und Events mit dem gesamten Team zu organisieren. Man kennt daher nicht nur manche, sondern viel eher alle Kollegen und Kolleginnen, kann sich mit diesen austauschen, um Rat und Informationen fragen, und unternimmt gerne auch nach der Arbeit etwas gemeinsam. Neben dem tollen Team waren es vor allem die spannenden Aufgabenbereiche, die mich zum Einstieg bei einer mittelgroßen Kanzlei bewegten. Zwar sind es nicht die grenzüberschreitenden Sachverhalte der ATX Unternehmen, mit denen wir uns beschäftigen, dafür dürfen wir mit einer in Österreich noch viel stärker vertretenen Sparte zusammenarbeiten – den KMU. Die Themen, mit denen wir tagtäglich konfrontiert sind, sind breit gefächert und reichen von Stiftungsbesteuerung über Spezialfragen in der Umsatzsteuer bis hin zu betriebswirtschaftlichen Projekten wie Unternehmensbewertungen. Damit einher geht ein abwechslungsreicher Alltag, der gerade mir als Berufsanwärter immer wieder spannende Fälle beschert, die ich selbst von der Universität noch nicht kannte. In Anblick der nahenden Steuerberatungsprüfung, bei der man eben auf sämtliche Eventualitäten vorbereitet sein muss, könnte ich mir keine bessere Vorbereitung vorstellen.
Nicht zu groß und nicht zu klein
Ein weiterer Punkt, der für mich als Berufsanwärter einen wesentlichen Vorteil an der Arbeit in einer mittelgroßen Kanzlei darstellt, sind die positiven Effekte, die sich durch die Größe der Kanzlei ergeben. So ist die Kanzlei groß genug, dass Klient:innen aus fast allen Branchen vertreten sind, und gleichermaßen klein genug, dass eine Unterteilung der Arbeitsschritte in stark diversifizierte Ressorts unterbleiben kann. Vielmehr wird in agilen Teams in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden gearbeitet. Für mich als Berufsanwärter ergibt sich in diesem Punkt ein überaus großes Lernpotential, da ich mich nicht auf eine Abteilung festlegen muss, sondern mein Wissen in unterschiedlichen Themenfeldern vertiefen kann. Durch diesen sehr umfassenden Blick auf die Tätigkeiten, die in einer Kanzlei anfallen, und den damit einhergehenden Erwerb des Rüstzeugs, um diese zu meistern, erfährt man in der mittelgroßen Kanzlei eine äußerst wertvolle Schule für die spätere Tätigkeit als Steuerberater.
Mit Gewissheit
Wie zuvor dargelegt, ist es die vielschichtige, direkte Erfahrung, die ich sammeln darf, und die Kolleg:innenschaft, die ich besonders an meinem Arbeitsplatz schätze. Hier sehe ich auch das größte Potential, das mittelgroße Kanzleien Berufsanwärtern bieten können. Persönlich bestätigt sich meine Entscheidung täglich aufs Neue und lässt mich auch aus dem Gespräch mit anderen Berufsanwärter:innen mit der Gewissheit gehen, dass meine Entscheidung hin zur mittelgroßen Kanzlei die richtige war.
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