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it den Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP
und FPÖ ist die Frage „Kammerpflichtmitglied-
schaft ja/nein“ in den vergangenenWochen ver-
stärkt diskutiert worden. Ich verstehe, dass eine neue Bun-
desregierung sich mit dieser Frage auseinandersetzen will,
zumal das österreichische Kammersystem in Europa unüb-
lich ist. Die KWT ist von der aktuellen politischenDiskus-
sionnicht unmittelbar betroffen, es geht vorwiegendumdie
Sozialpartnerschaft, also um die Pflichtmitgliedschaft bei
der Wirtschafts- und der Arbeiterkammer. Dennoch, wir
würden uns nicht vor einer Befragung unserer Mitglieder
scheuen, weil wir hoffen, dass Sie
mit unseren Serviceleistungen zufrie-
den sind.
HoheZufriedenheit
Bei unserer jüngsten Befragung aus
2016 gaben 91,2% der befragten
Mitglieder an, dass sie zufrieden sind
mit den Informations-, Beratungs-
und Serviceleistungen der KWT: mit
derMitwirkung der KWT bei politi-
schen Vorhaben, v.a. bei Reformvor-
haben wie Steuerreformen und Re-
formen des Unternehmensrecht, mit der Begutachtung von
Gesetzen, Verordnungen und Erlässen, mit der Erstellung
von Fachgutachten, mit der regelmäßigen Fachinformation
viaNewsletter, MagazinKWT-update etc. und der Positio-
nierungderBerufe inderÖffentlichkeit.AuchdieWT-Aka-
demie als unser hauseigenes Aus- und Fortbildungsinstitut
ist sehr angesehen.
Mehr als eine Interessenvertretung
Die primäre Aufgabe der KWT ist es, die Interessen ihrer
Mitglieder zu vertreten.Wir verstehenuns aber auch als Ins-
titution, die fürdieÖffentlichkeit einenBeitrag leistenkann
und soll. Dazu gehört unser Gründerservice: Bis dato hat
die KWT knapp 6.000 Gründergutscheine à EUR 200,–
für den 1. Jahresabschluss eingelöst. Dann die kostenlose
Erstberatung in der KWT, die Ombudsstelle Finanzpoli-
zei, unsere Anlaufstelle für Fragen/Probleme rund um die
Finanzpolizei, die kostenlose Verteidigung im Finanzstraf-
verfahren und das Spendengütesiegel: Unsere Initiative mit
Spendenorganisationen und NPO-Dachverbänden hat die
Spendensicherheit inÖsterreich gesteigert. Über 260Orga-
nisationen tragendasGütesiegel.
Berufsnäher, schneller undbilliger alsder Staat
Wasmir in der öffentlichenDiskussion derzeit noch zu kurz
kommt, ist die Tatsache, dass die Kammern eine Reihe von
hoheitlichenAufgaben für den Staat übernehmen.Wenn die
Kammerpflichtmitgliedschaft fällt, fallen auch die übertrage-
nenAufgabenandenStaat zurück. InunseremFallwärendas:
dieDurchführungvonZulassungsver-
fahren zu Fachprüfungen, dieDurch-
führung von Fachprüfungen und
Eignungstests, dieDurchführung von
Verfahren zur Feststellung der Eig-
nung als Berufsanwärter, die öffent-
liche Bestellung und Anerkennung,
dieDurchführung vonVerfahren,mit
denendieAusübung anderer selbstän-
digeroderunselbständigerTätigkeiten
untersagt wird, und die Durchfüh-
rung von Suspendierungsverfahren.
Ich bin davon überzeugt, dass wir in
der KWT diese hoheitlichen Aufgaben für Sie berufsnäher,
schneller und billiger wahrnehmen (können) als Beamte. Im
SinnederEffizienz ist dieAufhebungderKammerpflichtmit-
gliedschaft daher zuhinterfragen.
Ausblick auf das Jahr 2018
Unser Berufsstandblickt auf ein ereignisreiches 2017 zurück:
70 Jahre KWT, 25 JahreWT-Akademie und die größte Be-
rufsrechtsreform seit 18 Jahrenmit dem neuenWTBG. Im
neuen Jahr sind es die politischen Rahmenbedingungen, die
unseren beruflichenAlltag beeinflussenwerden.Wir können
gespannt sein, wer unser neuer Aufsichtsminister wird und
werdasFinanzministerium leitenwird– in jedemFallwerden
wir einfordern, dass eine Vereinfachung der Steuergesetzge-
bung, eine Senkung der Abgabenquote und eine Entrümpe-
lungbei denStaatsausgaben– imSinnedesWirtschaftsstand-
orts Österreich – zu erfolgen hat. Unser Arbeitsprogramm
dazuhabenwir bereits präsentiert.
n
ZUM AUTOR
KlausHübner
ist Präsident
derÖGWT
klaus.huebner@
huebner.at
brand
aktuell
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LiebeKolleginnenund
Kollegen, ichwünsche Ihnen
und IhrenFamilienerholsame
und froheWeihnachtsfest-
tageundeinengutenRutsch
ins Jahr 2018!
4/2017
Mehr alseine
Interessenvertretung
AUSBLICK.
DieprimäreAufgabeder KWT ist es, die Interessen ihrerMitglieder
zu vertreten.Wir verstehenuns aber auchals Institution, die für dieÖffentlichkeit
einenBeitrag leisten kannund soll. VonKlausHübner