ÖGSWissen - page 35

Bauer-Jelinek. In High Heels, Ballerinas
oder Sandaletten wirke man schnell wie
die Sekretärin des Mannes, der neben
einem geht, sagt sie und sieht in ele-
ganten Schürschuhen eine Alternative.
Und auch was den Schmuck für Frau-
en betrifft, hat die Machtexpertin klare
Vorstellung: „Nichts, was klimpert oder
wackelt“, sagt sie und meint klappernde
Armreifen oder hängende Ohrringe, die
automatisch Blicke auf sich ziehen und
damit vom eigentlichen Thema eines
Meetings ablenken. Ein absoluter Faux-
pas seien deshalb auch Halsketten mit
Anhängern, die den Blick ins Dekolleté
lenken.
Man könnte nun sagen, dass Christine
Bauer-Jelinek ein klein wenig zu streng
unterwegs ist und sich die Dresscodes vor
allem im 21. Jahrhundert etwas gelockert
haben. Man denke an Steve Jobs oder Bill
Gates, die sich in Rollkragenpullovern
und offenen Hemden der Welt präsen-
tierten. „Milliardäre können anziehen,
was immer sie wollen“, sagt Bauer-Jelinek
und hält es außerdem für vermes-
sen, sich an den erfolgreichsten
Managern zu messen. Zudem hat
die vergleichsweise junge IT-Branche
ihre eigenen Insignien, räumt sie ein. Der
Dresscode sei etwas legerer, „als Steuerbe-
rater oder Wirtschaftsprüfer kann man
ein höfliches visuelles Statement in Rich-
tung solcher Kunden setzen“, meint sie,
warnt aber vor zu eindeutigen Gesten der
Anbiederung. Kompetenz zu signalisie-
ren hat für sie jedenfalls oberste Priorität.
Ist aber nicht der so genannte Casual
Friday (siehe Kasten) ein Zeichen dafür,
dass sich die Dresscodes zunehmend
verändern und Mitarbeiter freitags auch
mal etwas sportlicher ins Büro kommen
können – am Sprung ins Wochenende
sozusagen? „Es ist ein Zeichen für die
interne Unternehmenskultur, gilt aller-
dings nicht, wenn wichtige Kundenter-
mine oder Präsentationen am Freitag
anstehen“, erklärt Bauer-Jelinek. Visuelle
Eindrücke kennen schließlich kein Wo-
chenende.
n
Was Dresscodes bedeuten
Wer niemals falsch angezogen sein will,
richtet sich nach folgenden Regeln:
BUSINESS
Bürokleidung im klassischen Sinne. Männer tragen dunkle Anzüge. Sie
können auch dreiteilig oder mit Nadelstreif sein. Das Hemd sollte weiß, hellblau oder
dezent gemustert und langärmelig sein, die Krawatte edel-elegant, die Socken dunkel,
die Schuhe aus glattem Leder. Frauen hingegen wählen Kostüm, Hosenanzug und
eine einfarbige, hochgeschlossene Bluse, Seidenstrümpfe und geschlossene Schuhe.
BUSINESS CASUAL
Ist immer noch sehr repräsentativ. Die Idee ist, nach dem Büro
direkt zu einem Business-Abendessen zu gehen. Insofern trägt man Anzug, kann
aber die Krawatte lösen. Auch ein Button-down-Hemd statt ein klassisches Hemd
ist erlaubt. Für Frauen gilt dasselbe, eventuell sind Pumps und Peeptoes (Pumps mit
offenen Zehen) erlaubt.
SMART CASUAL
Smart steht hier für schick. Bezeichnet einen förmlich-eleganten,
aber sportlichen Kleidungsstil, der in jungen Unternehmen erlaubt ist. Männer tragen
eine dunkle Hose und ein Hemd in klassischem Muster – Krawatte ist nicht unbedingt
erforderlich. Frauen tragen Rock und Oberteil, Pumps oder Peeptoes.
CASUAL
Englisch für „ungezwungen“. Es ist legere Freizeitkleidung (kein Sportoutfit).
Männer trage einfärbige Hosen und kurzärmelige Hemden bzw. Poloshirts, Sneakers
oder Schlüpfer, aber stets dunkle Socken. Frauen hingegen können gemusterte Röcke
mit passenden T-Shirts oder Kleider tragen. Strümpfe sind nicht unbedingt erforder-
lich, es dürfen auch zehenfreie Schuhe (Sandalen) getragen werden.
Christine
Bauer-Jelinek:
Die helle und dunkle
Seite der Macht. Ecowin
Verlag 2007, 227 Seiten,
22 Euro.
© SANNEBERG/ISTOCK
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