W
as die Digitalisierung für
unsere Arbeitsprozesse
bedeutet, das beginnen
wir langsam zu begreifen, aber
was bedeutet sie für unseren Ar-
beitsort? Ein paar Gedanken.
ERSTENS:
Alles flexibel
Büro ist immer und überall, die Digi-
talisierung macht Arbeiten quasi rund
um die Uhr und an jedem Ort möglich.
Mehr als ein Computer und ein Zugang
zum Internet ist meist nicht notwendig,
deshalb, so zeigen Studien, ist das Arbei-
ten zu Hause zunehmend eine Option.
Die Konsequenzen für Büroplaner: „Der
Quadratmeter-Anteil pro Mitarbeiter
wird geringer“, sagt Helmut Sattler vom
Büroausstatter Neudörfler, schränkt je-
doch ein: Die Mitarbeiteranzahl hat eine
ganz andere Auswirkung für die Innen-
architekten. „Activity based Working“
(ABW) heißt der Fachbegriff und die
neue Herausforderung. Sowie die Anzahl
von Mitarbeitern variiert, hat sich auch
das Anforderungsprofil an die Räum-
lichkeiten gewandelt. „Konzentration,
Kollaboration und Kommunikation“,
sagt Michael Fried, Geschäftsführer vom
österreichischen Büroausstatter Bene,
müssten innenarchitektonisch abgebil-
det sein. Konzentration heißt: Räume,
in denen ungestörtes Arbeiten möglich
ist. Kollaboration sind Zonen, in denen
Teams zusammenarbeiten können. Un-
verbindliche Kommunikation wiederum
soll außerhalb der digitalen Welt in Ca-
fetarias im Büro stattfinden. Fazit: Die
Verteilung und Nutzung von Räumen
verändert sich grundsätzlich und Bene
hat Lösungen dafür.
ZWEITENS:
Alles für alle
Die Zeiten, als jeder sein eigenes getrenn-
tes Arbeitszimmer gehabt hat, schei-
nen in einer vernetzten, globalisierten
Welt vorbei zu sein, so jedenfalls sehen
es Experten wie Markus Wiesner, vom
österreichischen
Büromöbelhersteller
Wiesner-Hager Möbel GmbH. Es geht
darum, sich sein Arbeitsumfeld flexibel
zu gestalten. In der radikalen Form gibt
es den persönlichen Arbeitsplatz über-
haupt nicht mehr, sondern jeder Mitar-
beiter sucht sich jeden Morgen wieder
einen freienTisch und klappt dort seinen
Laptop für den Tag auf. Eine andere Op-
tion: Desksharing und Coworking: Die
Mitarbeiter bauen sich je nach Größe
einer Arbeitsgruppe ein eigenes Umfeld.
Fast alle Büromöbelanbieter haben des-
halb modulare Einrichtungselemente.
Tische lassen sich in beliebigen Forma-
tionen kombinieren und durch Trenn-
wände in unterschiedlichen Höhen vom
Rest eines Raums abtrennen. Auf diese
Weise könnte Büroarbeit auch eine neue
körperorientierte Facette bekommen.
Und: Wenn es um die Lagerung von
Dokumenten geht, gibt es Container in
unterschiedlichen Größen, in denen Pa-
piere gelagert werden.
DRITTENS:
Alles aktiver
Sitzen ist inAnbetracht dermenschlichen
Anatomie keine ideale Körperhaltung
für den Menschen. Ausgehend von acht
Stunden Arbeitszeit amTag, wird nur ein
Viertel davon stehend oder im Gehen
verbracht. „Sitzen ist das neue Rauchen“,
ist einer jener markigen Sprüche, die die
gesundheitlichen Folgen von Büroarbeit
drastisch veranschaulichen. Zu wenig
Bewegung fördert Rückenschmerzen,
das Volksleiden Nummer eins in der
Fünf Dinge über das
Büro der Zukunft
FUTUREZONE.
Die Digitalisierung verändert auch die Orte, an
denen wir arbeiten. Wie werden die Büros der Zukunft aussehen?
Eine Trendschau. Von Karin Pollack
ZUR AUTORIN
Karin Pollack ist
Medizin-Redak-
teurin beim
Standard
karin.pollack@
derstandard.at
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2/2019
softskills
© MATTHIAS CREMER