ÖGSWissen - page 37

industrialisierten Welt, es ist für Überge-
wicht und Herz-Kreislauferkrankungen
verantwortlich und spielt eine Rolle bei
Depressionen. „Wir schwören auf Steh-
Sitz-Arbeitsplätze“, sagt Helmut Sattler
vom burgenländischen Bürolösungs-
anbieter Neudörfler. Dafür müsse aber
die Ausstattung stimmen. Ein Tisch, so
Sattler, müsse auf Knopfdruck höhenver-
stellbar sein, nur dann wird die Funkti-
on auch de facto genutzt. Wenn Stehen
eine Option ist, verbessert sich auch die
Gesundheit der Mitarbeiter und das
wiederum fördert die Effizienz – um 30
Prozent, wie das Fraunhofer Institut im
Rahmen des Forschungsprojekts „Office
2021“ festgestellt hat.
VIERTENS:
Alles tipptopp
Wenn Mitarbeiter und Mitarbeite-
rinnen gerne ins Büro kommen, stei-
gert das Wohlbefinden und reduziert
Krankenstände, so jedenfalls sieht es
Stephan Derr, Vorstand des deutschen
Büromöbelherstellers Steelcase, in ei-
nem Interview mit der deutschen Wo-
chenzeitung „Die Zeit“. Ein modernes
Arbeitsumfeld zu nutzen, ist immer
auch Chefsache. Bei Steelcase sitzen die
Vorstände deshalb auch immer wieder
im Coworking-Space. Wichtig, so Derr,
seien Licht, Temperatur und Farben am
Arbeitsplatz. Er versteht Bürogestaltung
als Teil der Markenbildung eines Unter-
nehmens. Tipptopp und innovativ kann
auch die technische Infrastruktur sein. In
Benes „Idealab“ wurde eine technische
Infrastruktur geschaffen, um Ideen aus
den Notebooks von Mitarbeitern an die
Wand projizieren zu können. Zudem
erfordert die Globalisierung auch oft
ein vereinfachtes Umfeld für Videokon-
ferenzen – auch solche Aktionen finden
aus Gründen der Bequemlichkeit dann
in Büros statt. Was noch wichtig ist:
das leibliche Wohl der Mitarbeiter. Fast
immer spielt eine Kaffeemaschine dabei
eine tragende Rolle.
FÜNFTENS:
Alles futuristisch
Visionen, wie sich das Arbeitsumfeld
der Zukunft entwickeln wird, gibt es
viele. Die allesentscheidende Frage da-
bei scheint aus heutiger Sicht der Da-
tenschutz zu sein. So könnten Wärme-
bildkameras in einem Büro registrieren,
wie viele Leute anwesend sind, und die
Raumtemperatur dementsprechend ein-
stellen. Wem kalt ist, bei dem schaltet
sich eine Sitzheizung ein. Oder Sensoren
in Schreibtischsessel könnten die Bewe-
gungen der Büroarbeiter registrieren und
sie immer wieder einmal zur Bewegung
auffordern, oder dazu, ihre Schreibtische
höher zu stellen und damit die Körper-
position zu verändern. Solche Ideen hat
Sabine Hoffmann, Professorin für Ge-
bäudesysteme und -technik an der Tech-
nischen Universität in Kaiserslautern, die
neue Wege mit Künstlicher Intelligenz
im Rahmen des Living Lab Smart Of-
fice erforscht. Das Ziel sei jedenfalls das
Wohlbefinden der Mitarbeiter. So sieht
es auch Helmuth Satter vom Büromö-
belhersteller Neudörfler, der sich sogar
biorhythmische Lichtsysteme vorstellen
kann und damit das Sonnenlicht nach-
ahmt, weil es nachweislich produktiver
macht. Und Produktivität bleibt das
Ziel, auch im 21. Jahrhundert.
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Wenn Stehen eine
Option ist, verbessert
sich die Gesundheit der
Mitarbeiter und das
wiederum fördert
die Effizienz.
© NAQIEWEI/ISTOCK
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