ÖGWThema - page 33

33
3/2017
dieBotschaft abgearbeitet. Patentrezepte gibt es dabei nicht,
doch lässt sichdas am leichtestendadurch lernen,wennman
sich indie Situationdes Empfängers versetzt.
„20170802883857678.pdf“?
DasE-Mail ist auchdeshalb sopraktisch,weilAnhängemit-
geschickt werden können. Dabei ist aber ganz wichtig, dass
auch diese Anhänge sprechende Namen haben. Wenn Sie
etwas gescannt haben, sollten Sie sich unbedingt dieMühe
machen, das Dokument so umzubenennen, dass der Emp-
fänger die Anhänge abspeichern kann, ohne sie seinerseits
umbenennen zumüssen.
KISS – keep it short and simple
Was Behörden im Schriftverkehr überhaupt nicht wollen,
ist vermeidbare Länge. Menschen, die in Behörden arbei-
ten, haben zwar eine besser entwickelte Lesegeduld als zum
BeispielTages-Journalisten, die proThema nicht gernmehr
lesen, als auf einer Seite Platz hat. Eingaben an Behörden,
die auf einer Seite Platz finden, sindmeist illusorisch. Jede
Leserin und jeder Leser allerdings ist dankbar, wenn sich
möglichst bald herausstellt, worum es geht und in welche
Richtung die Vorstellungen oder Wünsche des Absenders
gehen.
(Rechts-)Belehrungen auf einem Niveau, das ohnedies
als allseits bekannt vorausgesetzt werden kann, sind kon-
traproduktiv. Menschen wollen nicht gern belehrt werden;
das haben wir als Schülerinnen und Schüler so recht und
schlecht ertragenoderwir schätzen es,wennwiruns bewusst
einemUnterricht aussetzen. ImAlltag ist es unangenehm.
LassdenWeltschmerzweg
BeimVerfassen von Anträgen oder sonstigen Eingaben emp-
fiehlt sichauch,darübernachzudenken,welchenSpielraumder
Empfänger überhaupt hat.DieUngerechtigkeit derWelt oder
die Verfassungswidrigkeit lästiger Bestimmungen zu themati-
sieren, hat wenig Sinn. Selbst wenn es gelänge, dieGesprächs-
partnerin oder den Gesprächspartner von der Richtigkeit des
eigenenStandpunkts zuüberzeugen,würde sichnichts ändern.
Verstehenwollenalleingenügt oft nicht
Ganz entscheidend ist, sich so verständlich auszudrücken, dass
die Leserin oder der Leser nicht schon amText scheitert. Die
Gutwilligkeit und dieHilfsbereitschaft könnten alsOpfer von
Missverständnissenmöglicherweise in die völlig falsche Rich-
tung gelenkt werden, wenn der Gedankengang und das Ziel
unklar bleiben. Sprache lebt, Sprache soll verbindenundnicht
trennen. Zum Thema „guter Stil“ sind Bibliotheken gefüllt
worden – sich gelegentlich wenigstens mit einemWerk zum
Thema zubefassen, lohnt sich.
Sehr gefährlich und auch sehr gut geeignet, Missverständ-
nisse herbeizuführen, ist Ironie. Auch rhetorische Fragen und
(zuviele)Rufzeichenkönnen sichalsProblemerweisenunddie
heftigstenBemühungen ins Leere laufen lassen. Auchübertrie-
beneHöflichkeit hat denGeruch des Ironischen. Ich erinnere
mich, wie lästig es mir war, als ein bestimmter Rechtsanwalt
in denVerhandlungen vor demBezirksgericht, an dem ich als
Richter arbeitete,mich immermit „HohesBezirksgericht!“ an-
sprach, obwohl allenAnwesendenklarwar, dass dasBezirksge-
richt in der Skala der Gerichtsorganisation gerade nicht hoch
oben steht (was überhaupt nichts aussagt über dieWichtigkeit
gerichtlicherEntscheidungwelche Instanz auch immer!).
Meist ist esderZeitdruck, der zuMissverständnissen, leeren
Kilometern,VerstimmungenundVerwirrungen führt.Gut ist,
sich an das Sprichwort zu erinnern, das von Konfuzius stam-
menkönnte: „Wenndu es eilighast, geh langsam.“
n
AmTelefon ist wichtig, keinRätselraten
aufkommen zu lassenüber die eigene
Identität. Es könnteMenschenüberfor-
dern, wennman selbst nach etlichen
Telefonaten voraussetzt, dieNennung
des eigenenNamensgenüge schon ...
© Armin Plankensteiner /iStock
1...,23,24,25,26,27,28,29,30,31,32 34,35,36,37,38,39,40