ein) – vielmehr wird so eine Einleitung
vonBritenals idealer Icebreakergesehen.
Darüber hinaus mag dies auch als
klassisches Beispiel für „Don’t show off
with your knowledge“ (Gib nicht mit
deinemWissenan)dienen,das fast schon
zum britischen Lebensmotto geworden
ist.Dementsprechend istdasKonzeptdes
Understatements imZusammenhangmit
derTatsache zu sehen, dassman einander
inGroßbritannien eigentlich immer mit
Vornamen anspricht. Akademische Titel
oder auch Firmenpositionen, wie z.B.
HerrMagister oderFrauGeneraldirektor
fallen im Business-Alltag weg. Dadurch
erscheint es uns, als gäbe es nicht wirk-
lich eine Hierarchie. Zudem ist es auch
üblich, dassMitarbeiter egal welcher Po-
sition miteinander in der Kantine essen
und mitunter nach getaner Arbeit auch
gemeinsam insPub anderEckegehen.
Fall nichtmit derTür insHaus
Weiters wäre zu bemerken, dass im Fall
eines Geschäftsessens mit britischen
Partnern auf keinen Fall geschäftliche
Themen sofort nach Bestellung der
Speisen angesprochen werden dürfen.
Es ist nicht nur einAkt derHöflichkeit,
währenddes gesamtenEssens SmallTalk
zu machen, sondern eine absolute Not-
wendigkeit. Geschäftsthemen werden
prinzipiell erst beim „Kaffee“ nach dem
Essen besprochen. Fast könnte dadurch
fälschlicherweisederEindruckgewonnen
werden, dass derGrunddesGeschäftses-
sens nichtsmitBusiness zu tunhat. Eng-
lisch für Anfänger: „Yes“ heißt meistens
nicht „Ja“, eine Frage kann durchaus ein
ernstgemeinter Befehl sein…Diemeis-
ten von uns haben sicher einmal gehört,
dass asiatischeKulturen sehr höflichund
nicht direkt sind. Ehrlich gesagt, er-
scheint es uns allennachvollziehbar, dass
Menschenmit komplett verschiedenem,
geografischweit entferntemHintergrund
ganz anders reagieren als wir oder sich
unterschiedlich zuuns ausdrücken–und
damit ist nicht nurdieSprachegemeint.
Umso erstaunter sind wir, wenn wir
feststellenmüssen, dass auchdiebritische
Kultur in vielerlei Hinsicht nichts mit
der unsrigen gemeinsam hat. Sobaldwir
nämlich die englische Grammatik, den
Wortschatz und die Aussprache einiger-
maßen gut erlernt haben, wartet auf uns
eine ziemlich große Schwierigkeit oder
„Challenge“ (Herausforderung),wieheu-
te zu sagengepflegtwird: der tatsächliche
Kulturunterschied. Je fehlerloserwir eine
andere Sprache beherrschen, destomehr
wird von uns erwartet, uns so zu beneh-
men, wie „Natives“ es tun. Dies ist der
schwierigste Part des Lernprogramms.
Wirmüssennämlich imEnglischennicht
nur „zwischendenZeilen lesen“, sondern
auch „zwischendenZeilen reden“– also:
„Sugarcoat yourmessages“ – oder salopp
gesagt: „Fall nichtmit derTür insHaus“.
Respektvollen Umgang miteinander
zu pflegen, indem wir unsere Ansich-
ten als Optionen und nicht als alleinige
Wahrheitendarstellen, ist dieGrundvor-
aussetzung für eine erfolgreicheKommu-
nikation in englischer Sprache. Unseren
Counterpart nicht das Gesicht verlieren
zu lassen und dadurch nicht das eigene
Gesicht zu verlieren, ist in der Tat ein
erstrebenswerter Ansatz. Das zu errei-
chen, ist aufgrund unserer deutschspra-
chigen Direktheit einfacher gesagt als
getan. „That’s true but have you thought
about...?“ (Das stimmt durchaus, aber
haben Sie bereits … bedacht?) klingt
doch viel respektvoller als das „Nein, das
stimmtnicht“,mitdemwir sehrvieleun-
serer Sätze imLaufe einesGesprächs ein-
leiten. Ebenso klingt „I’m afraid we will
have toagree thatwedisagree“wesentlich
bemühter als „Es ist unmöglich, eine Ei-
nigung zu erzielen“.
„Sarah, do you think you could ...?“
würden wir auch viel lieber hören als
„Frau Mag. Hofer, Sie müssen drin-
gend…“ – abgesehen davon, dass Eng-
lish Native Speakers solche Befehle mit
Sicherheit ignorieren. Jedoch dürfen wir
aber im Zuge unserer Vorbereitungen
auf die Kommunikation britischen Stils
bei all unserenBemühungennicht außer
Acht lassen, dass auch unsere britischen
Ansprechpartner ihre eigene Kultur ana-
lysieren und einige Trainings mit Fokus
auf deutschsprachige Direktheit unter-
nehmen, umMissverständnissen vorzu-
beugen. Es gilt jedochdieRegel, dass die
jeweils gesprochene Sprache die entspre-
chende Kultur sowie deren Verhaltens-
muster vorgibt – und diese sind es auf
alle Fälle wert, aufmerksam studiert und
angewandt zuwerden. „Having said that,
I think that’s as far as we can go today.
Thank you verymuch for your kind at-
tention– it is highly appreciated.“
n
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2/2017
Englisch für Anfänger: „Yes“ heißtmeistens
nicht „Ja“ und eineFrage kanndurchaus ein
ernstgemeinter Befehl sein. Auchdiebritische
Kultur hat in vielerlei Hinsicht nichtsmit
unserer zu tun.
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