ÖGWThema - page 27

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ll jene, die es indie Selbständigkeit zieht, stehen vorHer-
ausforderungen der Bürokratie, der Rechtsformwahl, der
Standortsuche, derKundenakquiseundmeist auchderFinan-
zierung. Das erlernteWissen, welches denKlienten des Jung-
Steuerberaters schon inderZeit alsBerufsanwärter zuteilwur-
de, gilt es nun bestmöglich für den eigenen Start zu nutzen.
Damit derWunsch nach Selbstbestimmung kein jähes Ende
findet, sollte zum Rüstzeug des Gründungswilligen – neben
den Kenntnissen des Steuerrechts – auch ein hohes Maß an
Organisationstalent, Kontaktfreude und die Fähigkeit zu vor-
ausschauender und strategischerDenkweise gehören.
Zur Einschätzung der für die erfolgreiche Selbständigkeit
sowichtigenVoraussetzungenkannes eineHilfe sein, dieeige-
nenStärkenundSchwächen aufzuschreibenundFreundeund
Bekannte zu bitten, ebenfalls eine Beurteilung vorzunehmen.
Gleichzeitig solltedieprivateLebensplanungmitdemWunsch
nachSelbständigkeit abgeglichenwerden.Nicht vonungefähr
heißt es, dassman alsUnternehmer häufig „selbst“ und „stän-
dig“ arbeitet. Die Frage nach derMotivation für das Streben
in die Selbständigkeit – Unzufriedenheit mit dem aktuellen
Arbeitgeber ist keine ausreichende– ist genauso elementarwie
die Abklärung, ob nach dem bestehendenDienstvertrag eine
unternehmerische Betätigung nebenbei überhaupt zulässig ist
bzw. unter welchen Bedingungen. Es gilt als Risikominimie-
rung, wenn vorerst neben dem bestehendenDienstverhältnis
das eigeneUnternehmen aufgebautwerden soll.
In einer Branche, in der man mit seinem Produkt nicht
einzigartig ist, sollteman sichdarüberGedankenmachen,wie
man sich von der Konkurrenz abheben kann. Wer sind die
Zielkunden?Wo soll der Arbeitsschwerpunkt liegen? Um die
Bedürfnisse derWunschklientel befriedigen zu können, ist es
ratsam, diese schon in der Vorgründungsphase abzuklären –
am besten im direktenGespräch. Nur so können Fehlannah-
men vermiedenwerden. Ein zu allgemeines Angebot bedingt
in der Regel viel Konkurrenz, eine zu spezialisierte Herange-
hensweise findet vielleicht nicht genugAbnehmer.
Sind die vorigen Punkte geklärt, stellt sich die Frage nach
der bevorzugten Arbeitsweise. Einzelkämpfer sind im Einzel-
unternehmen oder der GmbH besser aufgehoben – Team-
player könnenmit Partnern eineGesellschaft gründenoder in
KanzleigemeinschaftenAnschluss suchen. Jedenfalls empfiehlt
sich vor derGründung die ganzheitliche Planung inForm ei-
nes Businessplans. Dieser wird ohnehin von Bankenmit der
Finanzierungsanfrage gefordert.
Zahlen sind das „tägliche Brot“ des Steuerberaters. Die-
sen sollte er deswegen viel Augenmerkwidmen.Oft ist es der
schwierigstePunkt,denPlan inZahlenzugießen.DieLiquidi-
tätsplanunggibt raschAufschlussüberdenFinanzbedarf. Vie-
le Banken haben sich auf Freiberufler bereits spezialisiert und
lockenmit günstigenKonditionen. Sicherheitenwerden auch
beim besten Businessplan notwendig sein. Eventuell können
staatliche bzw. privatwirtschaftliche Haftungsübernahmen
eineRolle spielen. ImBereichder Förderungen ist immer der
Einzelfall zu prüfen. Investitionen sollten erst nach Förderzu-
sage getätigt werden. Leasing ist leider kaum förderbar. Egal
wie sich der potenzielle Kanzleigründer nach Beantwortung
aller Fragen entscheidet: Durch die Auseinandersetzung mit
derUnternehmensgründung entwickelt er nochmehrWissen
undVerständnis für dieUnternehmer, welche er betreut.
n
junge
ögwt
Zudenautoren
DenPlan inZahlen
gießen: Oft ist das
der schwierigste
Teil beimThema
Firmengründung
© sturti/istock
Mag. (FH) Jürgen
Sykora ist Steuer-
berater und in
der JungenÖGWT
inNiederösterreich
j.sykora@
kanzlei-sykora.at
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3/2015
AusgutemGrundegründen
Kanzleigründung.
DieSteuerberaterprüfung ist keinesfallsdie
letzte schwierigeHürde, die es für Steuerberater im Laufe ihrer Laufbahn zubewälti-
gengilt. Eineder größtenwartet schon kurz nachder Angelobung.
Von JürgenSykoraundPaul Machat
Mag. (FH) Paul
Machat ist Unter-
nehmensberater
undBerufsan­
wärter Steuer­
berater
p.machat@
kanzlei-sykora.at
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