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ür jede/n BerufsanwärterIn werden andere Aspekte im
Vordergrund stehen. Daher muss man sich zuerst einmal
klar werden, welche Ziele man hat. Wählt man die Kanzlei
aus, um sich optimal auf die Prüfung vorzubereiten, oder will
man indieserKanzlei auchnachder PrüfungFuß fassen?Der
erste und besteWeg ist einBesuch auf derWebsite der auser-
wählten Kanzlei und auch der Sozialen Medien. Denn hier
lässt sich somanches inErfahrungbringen:
Aus dem Leitbild lässt sich einiges ablesen: wie sieht die
Unternehmensstruktur aus?Wie sieht sich dieKanzlei selber?
WelcheRolle spielenMitarbeiter imUnternehmen? Eine kur-
zeRecherchebeiWHATCHADO ist sinnvoll, um etwas über
die ausgeschriebene Stelle zu erfahren und um festzustellen,
obman sich selbst auch indieserKanzlei sieht. Aber auchdie
Genderfrage ist im Businesskontext nicht unwesentlich:Wie
istdasVerhältnis zwischendenGeschlechternverteilt?Werhat
welche Rolle? Mit wie viel Respekt wird Damen gegenüber
aufgetreten?Weiter:Wer ist dasTeamdieserKanzlei?Welches
Statusempfinden vermittelt dieMitarbeiterbeschreibung, wie
wirdmit akademischenTitelnumgegangen?Wie stellt sie sich
optisch dar? Sind alle Fotos gleich gestaltet oder wird von je-
dem Mitarbeiter die persönliche Note
gezeigt? Das kann ein Hinweis darauf
sein, inwiefern eigenverantwortliches
Handeln auch gelebt wird. Aber auch
die Frage, obman als BerufsanwärterIn
überhaupt nach außen erscheinen soll
und darf, ist für die Prüfungsvorberei-
tung wesentlich. Wie soll man einmal
gute Klientengespräche führen, wenn
man es nie lernt? Sowohl Altersstruktur
als auchZeitgeist, der gelebt wird, spie-
geln sich indenFotoswider.Was geben
dieMenschen von sich selbst preis? Er-
fährt man etwas über ihr Privatleben –
gibt es aucheines?Wirdmanauch selbst
einmal Zeit bekommen, um für „die
Prüfung“ zu lernen? Besonders für die
Prüfung ist der Aspekt Bildungwichtig.
Nur wenn einer Kanzlei die Weiter­
bildung ihrerMitarbeiter wichtig ist, werden die Steuerberater
inderKanzlei auchdieBerufsanwärterInnenbestmöglichdarin
unterstützen, ihrWissen neben dem täglichen Pensum zu er-
weitern. Auchhierzu findetmanHinweise aufWebseitenund
inNewslettern: Kommen hier unterschiedlicheMitarbeiter als
Autoren zuWort oder sinddie Inhalte zugekauft?Wannwurde
der letzteNewsletter, der letzteBlogbeitragveröffentlicht?
DieNetzwerkeder Kanzlei
Kaum noch wegzudenken sind die SozialenMedien – egal
wieman zu Facebook undCo steht. Bereits für das Vorstel-
lungsgespräch kannman sich durch einen Besuch bei Xing
gewisse Vorteile verschaffen. Denn daraus lässt sich erken-
nen, wie undwie gut eineKanzlei vernetzt ist. Vielleicht hat
man als BerufsanwärterIn interessante Netzwerke, die man
hier einbringen kann: Auch um ein eigenes Netzwerk als
BerufsanwärterIn mit Gleichgesinnten aufzubauen, wird es
sinnvoll sein, über die diversenBusiness-Netzwerke, die eine
Kanzlei nutzt, wie Xing, aber auch BNI oder „Marktplätze“
wichtige Geschäftspartner kennen zu lernen. Aus Newslet-
ter,Blogund eventuell auf derWebseite angebotenenDown-
loads erahntmandieKundenstruktur. SinddieKlientender
Kanzlei weit gestreut oder ist sie auf eine oder wenige Bran-
chen spezialisiert? Dies zu wissen, kann für den Anfang des
eigenen Berufslebens vonVorteil sein, da man schneller das
für dieseKlientennötigeWissen erwerbenwird.Dies bringt
aber aufDauer denNachteilmit sich, dassmannichts ande-
res sieht und lernt.
Wie jeder bestätigen wird, der sich einer neuen berufli-
chen Hausforderung zu stellen hatte, ist die Lernkurve in
den ersten Monaten steil. Dann flacht sie ab. Während in
den erstenMonaten als BerufsanwärterIn noch nahezu täg-
lich etwas Neues auf einen „einstürmt“ und neue Einblicke
ermöglicht, nimmt das zusehends ab.Dabei hängt der Lern-
effekt stark von der ausgewähltenKanzlei ab. Schon Shakes-
peare schrieb: „Unser Schicksal hängt nicht vonden Sternen
ab, sondern vonunseremHandeln.“Daher ist es ausmeiner
Sicht dasWichtigste zu erkennen, ob der richtige Zeitpunkt
für einenWechsel gekommen ist.Genaudann solltemanbe-
reit sein,weiter zu gehenund sichneuenHerausforderungen
in einer neuenKanzlei zu stellen.
Genaudies sollteman für dieSteuerberatungsprüfung so-
wie für das eigene selbständige Berufsleben danach berück-
sichtigen.
n
zurautorin
Mag. Petra
Pustelnik ist
Berufsanwärterin
p.pustelnik@
hellerconsult.com
Vieles sollteman alsBerufs-
anwärterinoder Berufsan-
wärter gut imBlickhaben
©Massonstock/istock
3/2015
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Wie findetmandie
optimaleKanzlei?
Berufsanwärter.
Wie suchtmandie für sichoptimaleKanzlei – vor allem
unter demAspekt der Steuerberatungsprüfung – aus? VonPetraPustelnik
berufs
anwärter
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