ÖGWThema - page 8

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s ist nicht das erste Mal, dass
Martha Oberndorfer eine große
Aufgabe übernimmt. Sie weiß,
wie es geht, in einemUnternehmen die
Führung zu übernehmen. Rund um
den Abgang des OMV-Chefs Gerhard
Roiss musste auch ÖBIB-Chef Rudolf
Kemler den Hut nehmen. Oberndor-
fer, bisher Chefin der Österreichischen
Bundesfinanzierungsagentur (ÖBFA),
war in einem geheimen Auswahlverfah-
ren alsNachfolgerin ausgesucht worden.
Es ist einoffenesGeheimnis, dass sie die
Wunschkandidatin von Finanzminister
Hans Jörg Schelling war. Die Personal-
berater von Korn/Ferry attestierten ihr
„eine fundierte Ausbildung, exzellente
Kenntnisse im Banken- und Finanzie-
rungsbereichundeinvertieftesVerständ-
nis für staatsnaheUnternehmen“.
DeshalbweißOberndorferauch,dass
es in den ersten Monaten darum geht,
Zeichen zu setzen. Zum einen hat sie
gleich in ihrererstenWochedieSchlösser
im Büro der Geschäftsführung austau-
schen lassen. Bisher hatten 15Mitarbei-
ter Zugang, das erschien zu viel. Dann
entließ sie den für sie vorgesehenen
Chauffeur, weil sie kein Problem damit
hat, selbständig insBürozukommen.Sie
setzte Arbeitszeitvereinbarungen aus, die
Kemler in den letztenWochen erlassen
hatte, undkündigteBeraterverträge.
SchlankeStrukturen
Ihr Auftrag sei, das Geld der Öffent-
lichkeit zu schonen und mit den alten
Privilegien aus denÖIAG-Zeiten aufzu-
räumen. „Es geht um eine schlanke und
effiziente Struktur. Ich plane nicht aufs
nächsteVierteljahr, sondern aufs nächste
Vierteljahrhundert“, sagte sie der Tages-
zeitung„Kurier“.SchonnachkurzerZeit
im neuen Amt war klar: Die 53-Jährige
wird die Anteile der Republik an den
börsenotierten Konzernen wie OMV
oder Telekom Austria anders verwalten.
Dem Einstieg von Novomatic bei den
Casinos Austria steht sie positiv gegen-
über. „Es bestehen gute Chancen, dass
einnationalerChampion entsteht.“
AproposErfolg
Die Wahl zur ÖBIB-Generaldirektorin
ist Oberndorfers Höhepunkt einer Kar-
riere, die 1962 in Krems begann. Ge-
boren alsTochter eines Zimmermeisters
und einer Volksschuldirektorin soll sie
sich schonalsSchülerin fürMünzenund
Scheine interessierthaben.NachderMa-
tura studierte sie Betriebswirtschaft und
Wirtschaftspädagogik, schloss eine Aus-
bildung zur Finanzanalystin in Kanada
an. 1991 dissertierte siemit einer Arbeit
zu ethischem Investment undbegann als
Fondsmanagerin zu arbeiten.
Oberndorfer heuerte beiTrans Euro-
pe Financials an, einem Spezialisten für
das Finanzmanagement der Öffentli-
chenHand.Dort entdeckte sieWilhelm
Molterer. 2008 wurde sie Chefin der
Österreichischen Bundesfinanzierungs-
agentur (ÖBFA) und damit die oberste
SchuldenmanagerindesLandes.Dass sie
starke Nerven hat, konnte sie während
der Osteuropakrise mehrmals beweisen,
„einMuster an Seriosität und gepflegter
Ausdrucksweise“, lobten sie die „Ober­
österreichischenNachrichten“.
Guter Stil
Auch als die Rating-Agenturen Öster-
reich die Triple-A-Bewertung entzogen,
argumentierte sie emotionslos. „Sie ist
genial bei Gesprächen mit Ratingagen-
turen“, ist aus Insiderkreisen zu hören.
Dank ihres guten Stils und ihrer Sach-
kompetenz wurde sie in ihren fünf Jah-
ren als Chefin der Bundesfinanzierungs-
agentur immer wieder auch für andere
Jobs gehandelt, etwa2012alsDirektorin
derÖsterreichischenNationalbank, spä-
terwar siealsVorstandderFinanzmarkt-
aufsicht im Gespräch. Anfang Juni hat
sie tatsächlich eine riesige Herausforde-
rung übernommen: Für den Posten der
ÖBIB-Generaldirektion hat sie sich ge-
genneun andereBewerberdurchgesetzt.
In der ÖBIB muss man jetzt mit
Oberndorfers Führungsstil vertraut wer-
den. Sie streicht nicht nur Posten, son-
dern will auch Gehälter neu definieren,
um Steuergelder zu sparen. Nach außen
bleibt sie sachlich–unddiskret. So ist es
keinZufall, dass über ihr Privatleben so
gut wie nichts bekannt ist. Nur so viel:
IhrMannRobert istGeschäftsführer der
Caritas Socialis, die beiden haben zwei
Töchter. Irgendwann hat sie einmal ge-
sagt, ihrHobby sei es, Köpfe aus Papier-
machézubasteln.Ob siedafürnochZeit
habenwird, ist nicht bekannt.
n
DieAufräumerin
PORTRÄT.
MarthaOberndorfer wurdeAnfang Juli
zur neuenGeneralsekretärinderÖsterreichischen
Bundes- und IndustriebeteiligungenGmbH (ÖBIB)
berufen. DieausgewieseneFinanzexpertin strukturiert
weitreichendum. VonKarinPollack
personality
„Ichplane
nicht aufs
nächste
Vierteljahr,
sondernaufs
nächste
Vierteljahr-
hundert“,
sagtMartha
Oberndorfer.
Martha
Oberndorfer
ist dieneue
Fraubei
denÖBIB
©ÖBIB
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