ÖGSWissen - page 8

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olitiker sollten langfristig denken, wünschen sich Bürger.
Mitunter ist das im täglichen Hickhack zwischen den
Parteien aber nicht immer so einfach zu bewerkstelligen
und derjenige, der den Überblick bewahrt, hat oft die besten
Karten. Harald Mahrer weiß genau, wie das politische Spiel
geht, er hat seine eigene Rolle darin schon vor vielen Jahren
festgelegt. Ende 2018 ist er jener Politiker mit den meisten
Ämtern im Land. Er ist seit Dezember 2017 Chef des Öster-
reichischen Wirtschaftsbundes, wurde im Juni 2018 nicht nur
zum Obmann in der Sozialversicherung der Gewerblichen
Wirtschaft (SVA), sondern auch zum Präsidenten der Wirt-
schaftskammer Österreich ernannt. Am 1. September 2018
wurde er schließlich auch noch Präsident der Österreichischen
Nationalbank. „Meine Arbeitswoche ist sehr lange“, sagte er
der Tageszeitung „Der Standard“ auf die Frage, wie er all diese
Aufgaben unter einen Hut bringt. Dass die Opposition diese
Ansammlung von Ämtern und mögliche Interessenskonflikte
kritisieren würde, damit hatte Mahrer gerechnet und seine Po-
sition klargemacht: „Ich wünsche mir, dass nicht ständig Re-
alwirtschaft und Finanzwirtschaft gegeneinander ausgespielt
werden. Wirtschaft ist unteilbar und daher auch ganzheitlich
zu betrachten“, sagt Mahrer. Es ist seine Grundeinstellung seit
20 Jahren.
Denn Schnellsprecher Harald Mahrer ist schon seit seinen
Studienzeiten ein „political animal“, erinnert sich Politikberater
Feri Thierry, der ihn schon kannte, als Mahrer an der Wirt-
schaftsuniversität Wien Betriebswissenschaften studierte. „Wir
müssen was tun“, sagte Mahrer schon als Vorsitzender derWU-
Hochschülerschaft zwischen 1995 und 1997 häufig. Der 1973
geborene und in Döbling aufgewachsene Wiener trat seinen
ersten Job als Forschungsassistent des Rektors an. Mahrers
Mission seit Anbeginn seiner Karriere ist Innovation im All-
gemeinen und Digitalisierung im Speziellen. „Wir haben eine
neue Gründerzeit. Die Digitalisierung stellt die Geschäftsmo-
delle auf den Kopf“, sagt er gerne bei öffentlichen Auftritten
und sieht sich selbst gerne als „Nerd“. „Ich komme aus der
Wirtschaft“, so sein Selbstverständnis dabei.
Denn Mahrer versteht sich als Unternehmer. 2000 hat er
Legend Consulting gegründet und sich auf Public Relation
spezialisiert. 2010 gründet er die cumclave Unternehmensbe-
ratung und die Beteilungsfirma HM Tauern Holding Beteili-
gungsgesellschaft in Kärnten. Mahrer hat Verbindungen in den
Der Multifunktionär
PORTRÄT.
Harald Mahrer, einer der Masterminds der Neuen ÖVP, hat die meisten
Ämter in der Politik inne – Innovation ist sein Leitbild, Strategie seine Stärke.
Von Karin Pollack
© MAREK KNOPP/BMDW
„Ich wünsche mir, dass nicht ständig Real-
wirtschaft und Finanzwirtschaft gegeneinan-
der ausgespielt werden. Wirtschaft ist unteil-
bar und daher ganzheitlich zu betrachten.“
Der 1973
geborene und
in Döbling auf-
gewachsene
Wiener ist seit
Ende 2017 Chef
des Österr. Wirt-
schaftsbundes.
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