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s ist alles eineFrage der Einteilung. „DerRückruf steht
ganz oben auf seiner Liste, er hat vieleTermine“, sagt
seine Sekretärin geduldig amTelefon. Sie hat einAuge
aufKlausHübnersKalenderundweiß,dasseranstehendeDin-
ge erledigt: Immer zur rechtenZeit, allerdings selten zu früh.
Klaus Hübner ist sich natürlich bewusst, dass er sein Amt
alsPräsidentderÖGWT imMai vor25 Jahrenangetretenhat,
er weiß auch, dass dies einAnlass zumFeiern ist, doch zu viel
Aufmerksamkeit und zu viel Ehre mag er nicht so sehr. „Das
Gestalterischeundder Interessenausgleich istmirwichtig“, sagt
er lapidarund so schnell,dassMenschen,die seinSprechtempo
wenigergewohnt sind, es vielleicht garnicht verstandenhätten.
Warum er seineFunktionnach so langerZeit immer nochmit
so viel Elan ausübt? „Ein bisschen Sinn braucht das Leben ja
auch“, sagt Hübner, und ja, tatsächlich mache es ihm große
Freude zu sehen, wie sich der Berufsstand und seine Fraktion
entwickelt haben und das Image der Steuerberater in der Öf-
fentlichkeit sehr gut ist. Als er sein Amt in der Kammer an-
trat, stand zum Beispiel noch „Parteienverkehr“ am Eingang,
„Service“war inder Branche damals noch einFremdwort. Als
Ärmelschoner siehtdenBerufsstandheuteniemandmehr, viel-
mehr verkörpert er einen modernen Berufsstand. „Da haben
wir viel erreicht“, sagt er, den viele als „political animal“ be-
zeichnen, stolz.
BegeisterterHürdenläufer
Klaus Hübner, geboren am 9. November 1952, kommt aus
einer Steuerberaterfamilie. Er wuchs im 14. Wiener Bezirk
auf, besuchte das Gymnasium in der Diefenbachgasse und
war begeisterter Leichtathlet. AlsWiener Juniorenmeister über
400 Meter und 400 Meter-Hürden, später Präsident des
Wiener Leichtathletikverbandes und Miterfinder des Wien-
Marathons, entschied er sich nach derMatura für ein BWL-
Studium.AlsderVaterüberraschend starb,übernahmenerund
seinBruder die Kanzlei mit 15Mitarbeitern. „Ein Sprung ins
kalteWasser“nennt er es.Dochdiebeidenentwickeltenabseits
desKerngeschäftseineVision. „MarketingundMitarbeiterfüh-
rung waren damals Fremdworte in der Branche“, erinnert er
sich, und genau deshalb eine Lücke, die es zu füllen galt. Die
„Höhenflugseminare“ derBrüderHübnerwaren legendär und
verändertendas SelbstbilddesBerufsstandesnachhaltig.
Als ÖGWT-Präsident mit Servicegedanken war für Klaus
HübnervonAnfangandasWeiterbildungsangebot fürdieKol-
legenschaft eine tragende Säule. „Steuerrecht ist eineReflexion
auf dieGesellschaft, inderwir leben“, sagt er und verweist auf
die Komplexität in der Steuergesetzgebung. Als leidenschaft-
licherEuropäerwar er 1993/94 alsPräsident derEuropäischen
Steuerberater mit der Integration der Länder des ehemaligen
Ostblocks engagiert,wurdeZeugederGlobalisierung.
Konfliktmanagement undMediation
„DieGesetzgebung ist in einemMaßekomplex, jahypertroph
geworden, sodasswir,wennwir auf dieseWeiseweitermachen,
auf beidenSeitenkollabieren“, warntHübner, der nichtmüde
wird, imFinanzministeriumbei sämtlichenneuenGesetzesvor-
lagen darauf hinzuweisen. „Interessenausgleich braucht auch
eine gewisse Leidensfähigkeit“, weiß er und ist immer wieder
froh, vor 15 Jahren einPostgraduate-Studium fürKonfliktma-
nagement undMediation anderUniversitätKlagenfurt absol-
viert zuhaben.
Früher, sagte Hübner, waren Pflichterfüllung, Ehrenamt-
lichkeit und ein nahezu übermenschliches Arbeitspensum be-
wundernswerteEigenschaften, die auch seineMentoren, Franz
BurkertundEberhardWobisch, auszeichneten. „DieWerteha-
Präsident auf der Langstrecke
PORTRÄT.
KlausHübner, Kammer- undÖGWT-Präsident, feiert imMai sein25-jähriges Jubiläuman
der Spitzeder ÖGWT – alsMeister desAusgleichs hält der ehemaligeHürdenläufer vieleRekorde.
VonKarinPollack
personality
8
2/2017
Mediations-ExperteundKammer-Päsident KlausHübner
wurdealsÖGWT-Präsident schon zwölfmal gewählt.