ÖGSWissen - page 8

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m Bundesfinanzministerium in der Johannesgasse ist Fei-
erabend. Das merkt man an den vielen Anzugträgern, die
auf die Gasse strömen. Es ist EU-Ratspräsidentschaft, die
Budgetkommission hat den ganzen Tag getagt und in der ein-
brechenden Dunkelheit werden in sämtlichen Sprachen die
Abendpläne besprochen. Christa Lattner, Leiterin der Gruppe
Steuerrecht, wird um halb acht noch ein bisschen arbeiten, „et-
was fertig machen“, nennt sie es und man hat den Eindruck,
die kleine zierliche Frau freut sich darauf.
Sie ist seit 37 Jahren Steuerexpertin. „Seit meiner Studien-
zeit wusste ich, dass ich in die Finanzverwaltung will“, sagt sie
strahlend, weil sie schon immer Zahlen liebte. Christa Lattner
wurde am 25. Juni 1957 als Tochter einer Bludenzer Ärztefa-
milie geboren und wuchs in Vorarlberg auf. „Mathematik war
schon in der Volksschule mein Lieblingsfach“, erzählt sie, aller-
dings durften Mädchen im Vorarlberg der 1960er-Jahre noch
kein Realgymnasium besuchen. Warum das wichtig ist? Weil
die exzellente Mathematikschülerin nach der Matura eigentlich
technische Mathematik studieren wollte, aber nicht konnte,
weil ihr die Grundlagen in darstellender Geometrie fehlten.
„Jus in Innsbruck war insofern eine pragmatische Entschei-
dung“, sagt sie. Ihre liebsten Fächer wurden Verwaltungs- und
Verfassungsrecht. Peter Pernthaler, ihr Professor, bot ihr eine
Assistentenstelle an. „Es war ein Jahr lang juristische Begrün-
dungen als Fußnoten schreiben“, erinnert sie sich, damals habe
sie juristisches Argumentieren gelernt.
Als 1981 eine Stelle am Finanzamt in Linz frei wurde, er-
griff Christa Lattner ihre Chance, „es war wirklich von An-
fang an das Gefühl, dass ich jetzt dort angekommen bin, wo
ich hinwollte“, sagt sie. Ende 1984 wechselte sie nach Wien
ins Finanzministerium, wo sie im Bundessteuerinspektorat
in der Betriebsprüfung begann. Ihre Karriere innerhalb der
Finanz ist lang („Hartwig Löger ist mein 14. Minister“) und
abwechslungsreich („ich hatte innerhalb der Finanzverwaltung
immer wieder Optionen, das Ministerium ist da wirklich ein
toller Arbeitgeber, muss ich sagen“). Im Zuge ihrer Karriere
hat sie sich mit Betriebsprüfung, Steuerpolitik, Legistik im All-
gemeinen und mit Immobilien, Liebhaberei und Lohnsteuer
im Speziellen beschäftigt. Seit 2012 leitet sie die Abteilung für
Gebühren und Verkehrsteuern, seit 2013 die Gruppe Steuer-
recht. Sie ist für rund 40 Mitarbeiter verantwortlich. „Ich bin
Gern- und Vielarbeiterin“, lacht sie und weiß, dass sie „sehr
penibel und tendenziell ungeduldig“ ist. Was ihr wichtig ist?
„Profundes Wissen“, so wie es ihr einst Peter Quantschnigg, ihr
Vorgesetzter in der 1990er-Jahren vorlebte, einerseits und an-
dererseits aber „ein lebendiger und dialogischer Austausch mit
Kolleginnen und Kollegen“; diese Unternehmenskultur hat sie
vom ehemaligen Sektionschef Heinrich Treer übernommen.
Mit Zahlen spielen
PORTRÄT.
Christa Lattner ist seit 37 Jahren in der Finanzverwaltung tätig,
seit 1984 im Ministerium – das Steuerrecht kennt sie aus vielen Blickwinkeln,
privat ist sie Abenteurerin. Von Karin Pollack
BEIGESTELLT
Als 1981 eine Stelle am Finanzamt in Linz
frei wurde, ergriff Christa Lattner ihre
Chance, „es war wirklich das Gefühl, dort
angekommen zu sein, wo ich hinwollte“.
Steuerrechts-Expertin Christa Lattner
leitet seit 2013 die Gruppe Steuer-
recht im Finanzministerium in Wien.
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