U
ndSiewollen sichdasmit37noch
antun, als Berufsanwärter wieder
ganzvonvorneanzufangen?WissenSie,
was da auf Sie zukommen wird?“ Das
war der, zugegebenerweise sehr ehrliche
und direkte, Einstiegssatz in mein er-
stes Bewerbungsgespräch auf der Suche
nach einer passenden Kanzlei für mich
und meine zukünftige Karriere in der
Steuerberatung.
DerReihenach
Zur allgemeinen Aufklärung meiner
Situation sollte ich doch einige Worte
übermeinenberuflichenWerdegang er-
zählen. Nach zehn JahrenAktien- und
Derivatehandel unter demGiebelkreuz
inWien, einem zweijährigenAbstecher
inden familiärenSchuhgroßhandelund
erfolgtemUmzug vonWien ins heimi-
sche Salzburg musste ichmir mit Mit-
te 30 wider Erwarten doch tatsächlich
die Frage stellen: „Was mache ich jetzt
noch bis zumEndemeiner beruflichen
Laufbahn, um mich mit spannender
Tätigkeit zu erfüllen undmeiner Fami-
lie das erwünschte und bis jetzt gelebte
Leben zu finanzieren?“Einnochmaliger
Umzug in die Bundeshauptstadt kam
aus familiärenGründen nicht in Frage,
und zurück in die Bankenwelt, das war
zur fraglichen Zeit auch nicht wirklich
eine gangbare Option. Es musste also
eine vollkommene berufliche Neuori-
entierung her, und ich schickte mich
an, diesen Plan möglichst rasch in die
Tat umzusetzen.
Nach einiger Zeit des Überlegens
undAbwägensundmehrereBerufsbild-
Coaching-Einheiten später kam ich zu
demEntschluss,mich voll undganz auf
die Steuerberatung einzulassen. Gerade
inmeinerberuflichenZeit imFamilien-
betriebwurde ichmit vielenklassischen
Steuerberatungsthemen konfrontiert
(Nachfolgeregelung bei KMUs, rich-
tige Wahl der passenden Unterneh-
mensform, Unternehmensbewertung,
Immobilienbewertung im Steuerrecht
etc.).Mein zukünftigesBerufsfeld sollte
also ein Bereich sein, in dem ich mei-
ne bisher erworbenen Fähigkeiten gut
einsetzen kann und das mir die Mög-
lichkeit bietet, inweitererZukunft auch
wieder unternehmerisch bzw. selbstän-
dig tätig sein zukönnen.
SuchenacheinerKanzlei
Überraschenderweise war die Suche
nach der geeignetenKanzlei weit weni-
ger schwierig, als ich dachte. Aufgrund
meines bereits vorhandenenberuflichen
Netzwerks ergaben sich gute Kontakte
in die Branche, was denErstkontakt zu
meinen potentiellen zukünftigen Ar-
beitgebern schon sehr vereinfachte.Das
Feedback bei den Bewerbungsgesprä-
chen war durch die Bank positiv und
ich hatte nicht das Gefühl, dass mein
Alterbzw.meinbereits fortgeschrittener
beruflicher Werdegang negativ beur-
teilt wordenwären. Somit dauerte auch
mein gesamter Bewerbungsprozess, um
eine passende Kanzlei zu finden, weit
weniger lang als der dazugehörige Ent-
scheidungsprozess.
Täglichneugefordert
Nach mittlerweile eineinhalb Jahren
Berufsanwartschaft bei der Aura Treu-
hand in Salzburg und mehreren Aus-
bildungseinheiten auf dem Weg zum
Steuerberater (Buchhalter, Bilanzbuch-
halter, Personalverrechner) kann ich
sagen, dass ich die Entscheidung, be-
ruflich wieder von vorne anzufangen,
in keinerWeise bereue. Durch die un-
terschiedlichen Tätigkeiten in unserer
Kanzlei (Buchhaltung, Bilanzierung,
Personalverrechnung und vor allem
Beratungsgespräche mit Klienten) wer-
de ich täglich neu gefordert undmoti-
viert. Das Spektrum der von mir mit-
Quereinsteigerund
Späterberufener
BERUFSEINSTIEG.
Über die
spannendenErfahrungeneines
37-jährigenBerufsanwärters.
VonDaniel Zoth
berufs
anwärter
„Nachmittlerweile eineinhalb Jahren
Berufsanwartschaft undmehrerenAus
bildungseinheitenauf demWeg zum
Steuerberater kann ich sagen, dass ich
dieEntscheidung, beruflichwieder von
vorneanzufangen, nicht bereue.“
4/2017
26
© IKE_KIEV/ISTOCK