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4/2017
NeuenSchwung
wirdhoffentich
unserneues
Berufsrecht
bringen.
D
ie letzten15 Jahrewaren geprägt durchmassiveVerände-
rungen.VorallemdurchdieEU-Audit-Reformwarzuletzt
eine Flut an neuenRegelungen zu bewältigen. Allen voran die
neuen Aufsichtsbestimmungen (APAG) inkl. Qualitätssiche-
rungsprüfung und Inspektion sowie die Sonderbestimmungen
für die Prüfung vonUnternehmen von öffentlichem Interesse.
Parallel dazuhatdieEinführungder ISAs alsPrüfungsstandards
die Kollegenmassiv gefordert. Auch der Fortbildungsaufwand
warwährenddieserZeit enorm.Vor allemdieKosten fürQua-
litätssicherung undFortbildung,mit der letztlich auch eine zu-
nehmende Spezialisierung einhergeht, lassen vieleKollegen die
Möglichkeiten für neue Formen der Zusammenarbeit prüfen,
umdiezunehmendeKomplexitätunddenwachsendenKosten-
druck erfolgreich zu meistern. Kleinere Prüfungsbetriebe sind
gut beraten, sich organisatorisch neu aufzustellen undZusam-
menschlüssemit anderenBetrieben inErwägung zu ziehen. So
kann eineEffizienzsteigerung erreichtwerden.
DurchKooperationkann aber nicht nur eine Fixkostensen-
kung erreicht, sondern auchdie fachlicheBasis verbreitertwer-
den. Sie fördertdieMöglichkeit zurSpezialisierung, sowohlwas
unterschiedliche Branchen, als auch was sonstige Kenntnisse
(StichwortKonzern, IFRS, IT) betrifft.
Als Alternative zum Zusammenschluss suchen sich Prü-
fungsbetriebe zunehmendMarktnischen, in denen sie auch als
kleinereBetriebebestens bestehenkönnen.Obdas diePrüfung
von Stiftungen oder Vereinen ist oder Sonderprüfungen aller
Art – der Gesetzgeber erfindet immer
wieder neueAufgaben, die nur von
Wirtschaftsprüfern erledigt wer-
den können und in der Regel
keine Registrierung nach dem
APAG erfordern.
Digitalisierung –
ChancenundRisken
Einen umfassenden Ver-
änderungsprozess für un-
seren Berufsstand bringt
die zunehmende Digita-
lisierung mit sich. Auch
wenn der fortschreitende
IT-Einsatz neue Möglich-
keiten bietet, auf Daten besser zuzugreifen und sie prüfen zu
können, örtlich flexibler zu seinunddieWirtschaftsprüfungstä-
tigkeitdamit an sich einStück effizienter abzuwickeln, birgtdie
DigitalisierungauchGefahren.TraditionellePrüfroutinenmüs-
sen überdacht und angepasst werden, da die Dokumentation
unddamit dieNachvollziehbarkeit vonGeschäftsprozessennur
noch digital gegeben ist. Systemprüfungenwerden damit auch
bei kleineren Prüfungsfällen zunehmend unentbehrlich. Auch
der persönliche Kontakt zum geprüften Unternehmen kann
verloren gehen, weil sichdie Prüfungstätigkeit immermehr im
„Cyberspace“ abspielt. Für das Verständnis des Geschäftsmo-
dells und die persönliche Risikoeinschätzung des Prüfers sowie
die sogenannte kritische Grundhaltung ist jedoch eine eigene
Wahrnehmung unerlässlich. Die Veränderung in diesem Be-
reich ist also enorm. Hier heißt es dranbleiben und sichmit
denneuenEntwicklungen laufend auseinanderzusetzen.
Perspektiven für Berufsanwärter
Unser Berufsstand kämpft seit einiger Zeit mit Nachwuchs­
sorgen. Durch die vielfach negativeMedienberichterstattung
und die immer strengeren regulatorischen Rahmenbedin-
gungen hat die Attraktivität unseres traditionell sehr image-
trächtigenBerufes zuletzt gelitten. Dabei ist dieTätigkeit des
Wirtschaftsprüfers unverändert spannend und abwechslungs-
reich, man bekommt eine breite und solide Ausbildung in
fachlicher und auch persönlicher Hinsicht. Als Prüfer muss
mannichtnurdieeinschlägigenGesetzebeherrschen, sondern
vor allemauch inderKommunikationmitdemManagement,
den Eigentümern und vielen anderen Gesprächspartnern
bestehen. Man lernt interessante Unternehmerper-
sönlichkeiten kennen und kann von ihnen ler-
nen. Das alles müssen wir den jungen Men-
schen näherbringen, damit sie sich wieder
verstärkt für unsere Branche interessieren.
Neuen Schwung wird hoffentlich auch das
neue Berufsrecht bringen, das den direkten
Zugang zumWirtschaftsprüferohnegleichzei-
tige Steuerberaterbefugnis eröffnet. Allerdings
wird man sich wohl auch früher für die eine
oder die andere Laufbahn entscheiden müssen,
nicht zuletzt, um den richtigen Arbeitgeber und
die bestmöglicheAusbildung zu finden.
n
HerausforderungenundChancen
STRATEGIEN.
Die fachlichenwieorganisatorischenHerausforderungen fürWirtschaftsprüfer waren,
sindundbleiben enorm. Zudem erfordert dieDigitalisierung einneuesPrüfungsvorgehenunddas neue
Berufsrecht entsprechendeAusbildungsstrategien. VonHerbert Houf
ZUMAUTOR
Mag. Herbert
Houf ist
Wirtschaftsprüfer
herbert.houf@
auditpartner.at
©PESHKOVA/ISTOCK
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