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4/2017
D
ie Nachwuchssorgen der Steuerberater
sind unterschiedlich groß, es kommt
darauf an, inwelcherRegionmanFachkräfte
für seine Kanzlei sucht. Aus Vorarlberg höre
ich, dass es dort nur ganz wenige zusätzliche
Berufsanwärter zu finden gibt. ImBallungs-
zentrum Innsbruck hingegen habenwir die-
ses Problem nicht, wohl auch, weil die Lan-
deshauptstadt durch ihre Universität viele
Studenten aufweist. ZurMitarbeiterrekrutie-
rung gibt es die unterschiedlichstenAnsätze,
alle mit enorm hohem (Kosten-)Einsatz auf
SeitenderDienstgeber.Trotzdem erlebendie
Arbeitgeber immer wieder Enttäuschungen.
EinPatentrezept fürmehrErfolg inderMitarbeitersuchehabe
ich noch nicht gefunden. Ich habe auch keine allgemein gül-
tigen Antworten parat, was man als Steuerberater tun muss,
umTalente alsMitarbeiter zugewinnen, das ist einkomplexes
Unterfangen. Aber ich bin überzeugt, dass eine Stärkung des
eigenen Kanzleiimages und eine Flexibilisierung der Arbeits-
bedingungendazubeitragen, passendeFachkräfte insTeam zu
bekommen.
Vonder bestenSeite zeigen
Damit eine Steuerkanzlei bei jungenTalenten als attraktiver
Arbeitgeber wahrgenommen wird, muss sie sich von ihrer
besten Seite zeigen. Die Erwartungen von Berufsanwärtern
anden künftigenArbeitgeber sind groß, die Leistungsbereit-
schaft unterschiedlich ausgeprägt.Hier kommt es auf die je-
weils agierenden Personen und dieUnternehmenskultur an,
vor allem inZeiten, in denen dieWork-Life-Balance für die
jungeGeneration immer bedeutsamerwird. Auchdie Jobbe-
dingungen passt man am besten an die Erwartungshaltung
potenziellerMitarbeiter an. Auf jeden Fall muss die Arbeits-
zeit flexibel sein. Das ist oberstes Gebot. Einmodern gestal-
teter Arbeitsplatz ist auch Selbstverständlichkeit. Aufstiegs-
chancen sind wichtig, auch die adäquate Bezahlung. Und
dann gibt es noch Soft Facts, wie etwa das Betriebsklima.
Auch die zunehmendeDigitalisierung verändert das Berufs-
bilddes Steuerberaters undprägt natürlich auchunserenAr-
beitsalltag entscheidendmit.WelcheKommunikationsmittel
die Kanzlei für die Personalakquise nutzt, muss individuell
entschieden werden. Ich würde keinenMitarbeiter bei mir
aufnehmen, nur weil er tolle Postings auf Facebook absetzt,
für mich muss das Face-to-Face-Gespräch passen. Ich halte
daher auch Karrieremessen als gute Möglichkeit für einen
Erstkontakt mit Mitarbeitern. In diesem Zusammenhang
hat natürlich die Kanzleimarke und derenBekanntheitsgrad
eine großeBedeutung.
Mitarbeit im „grünenBereich“
DieArbeit inunserenKanzleien ist harteArbeit.Dazu ist eine
große Portion Fachwissen notwendig, welches dann noch auf
aktuellemNiveau gehaltenwerdenmuss. Das erfordert enor­
menArbeitseinsatz– auch außerhalbder eigentlichenArbeits-
zeit.
Es besteht oft die Angst, diesen hohen Ansprüchen über
eine lange Zeit nicht gerecht zuwerden und daran zu zerbre-
chen. Aus eigener Erfahrungweiß ich, dass es verdammt hart
ist, dieBalance zwischenFordernundFördern für jedes einzel-
neMitglied in einemKanzleiteam zu finden, ohne ungerecht
zu sein, undkeineNeidgedanken aufkommen zu lassen.Mei-
nerMeinungnachhabenwir alsDienstgeber insbesonderedie
Pflicht, unsere Mitarbeiter nicht permanent zu überfordern.
Wirmüssen auch auf denEnergiehaushalt unsererMitarbeiter
achten, dennnurwer im „grünenBereich“ ist, kann auchun-
beschwert seineArbeit verrichten.
n
Wiewirdmanbei jungenTalentenalsattraktiverArbeit-
geberwahrgenommen?
DasArbeiten im „grünenBereich“
INTERVIEW.
Wie sieht es ausmit demNachwuchs inunseremBerufsstand? InwelchenBereichen
müssenwir uns anpassen, umdiehohenErwartungen vonBerufsanwärtern zu erfüllenundMitarbeiter
langfristig zuhalten? VonKlausHilber
ZUMAUTOR
Univ.-Lektor
MMag. Dr. Klaus
Hilber ist ÖGWT-
Landesleiter
vonTirol
©PEOPLEIMAGES/FOTOLIA
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