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in-Personen-Unternehmen stellen
inÖsterreich über einDrittel aller
marktorientierten Unternehmen dar
und sind eine wichtige Zielgruppe für
Steuerberater. In einer Online-Erhe-
bung zeigt sich, dass diese bereit sind,
Leistungen, die über die klassischen
Steuerberatungsleistungen
hinausge-
hen, gegen Entgelt zu konsumieren.
Aus Sicht der Steuerberater gilt es, die-
se Umsatzpotenziale mit einem zusätz-
lichen Leistungsangebot abzuschöpfen.
In einer steiermarkweit durchgeführten
Online-Erhebung (14.090 EPU in der
Steiermark, der Fragebogen wurde mit-
tels Quotenverfahren nach Sektoren an
3.180 ausgewählte EPU übersandt, der
Rücklauf betrug 259 vollständig aus-
gefüllte Fragebögen, 252 konnten ver-
wertet werden) wurde ermittelt, welche
LeistungenEin-Personen-Unternehmen
von ihren Steuerberatern bisher in An-
spruch genommen haben und welche
zukünftig von Interesse sind.
Als„Eisbrecherfrage“wurdeabgefragt,
welche Assoziationen zumBegriff „Steu-
erberater“ vorliegen. Die Befragten ver-
bindenFolgendesmit demBegriff: hohe
Kosten (13%), Finanzamt und Steuern
(12,5%), Unterstützung, Hilfestellung
und Entlastung (8,8%), Buchhaltung,
Jahresabschluss und Steuererklärung
(8,8%), Vertrauen (6%). Mehr als ein
Fünftel bezeichnet das Leistungsangebot
der Steuerberater als nicht ausreichend.
42,8%können fehlendeLeistungennicht
ausschließen. Diese Ergebnisse sind von
Alter,GeschlechtoderSektorunabhängig.
EsbestehtdaherHandlungsbedarf.
Das Ergebnis zeigt, dass zusätzliche
Leistungen – z.B. die Bereitstellung ei-
ner Netzwerk-Plattform – angenommen
werden und zu zusätzlichemUmsatzpo-
tenzial führen können. Zudem steht die
PersonalisierungvonLeistungendesSteu-
erberaters an seine Klienten im Vorder-
grund. Der Berater als Coach, der indi-
viduell auf steuerlicheundwirtschaftliche
Themenbereiche seinerKlienten eingeht,
gewinnt anRelevanz.DasAngebot virtu-
eller Kanzleien und diverser Plattformen
zumWissenstransfer folgt demTrend zur
Digitalisierung. Die Unterstützung bei
Innovationen sowie in der Entwicklung
ist für 54,5% der Unternehmen interes-
sant. Der Großteil der befragten Unter-
nehmer würde Kooperationsleistungen
vonAnwältenundNotaren „sicher“bzw.
„vielleicht“ in Anspruch nehmen. Über-
wiegenduninteressantwurdendieBereit-
stellung von Assistenten, Bereitstellung
von Infrastruktur undOrganisation von
Workshops mit Experten beurteilt. Die
befragtenUnternehmen sindauchbereit,
das erweiterte Servicepaket finanziell zu
honorieren.
Die Erhebung zeigt auch, dass es ein
Vorteil ist, betriebswirtschaftliche Leis-
tungen stärker indas bestehendePortfo-
lio zu integrieren, wie etwa integriertes
Coaching mit ganzheitlichem Blick auf
das Unternehmen oder Investitions-
bzw. Finanzierungsberatungen. Diese
werden von den Unternehmen derzeit
vor allem inderUnternehmensberatung
wiederholt inAnspruch genommen.
Ein weiteres Trendergebnis aus der
Erhebung ist, dass Beratungsleistungen
vielseitig sein sollen. 60% der befragten
EPU geben folgende Assoziationen zu
Beratungsleistungen an.DieBeratungslei-
stungen müssen: Nachhaltig erfolgswirk-
sam sein/einenNutzen bringen (32,2%),
leistbar sein (17,8%), transparent/wenig
erklärungsbedürftig (17,1%), genau/exakt
sein (6,6%).
Die Beurteilung des Preis-Leistungs-
Verhältnisses der steuerlichen Vertretung
wirdvondenUnternehmen als „sehr gut“
bis„gut“eingeschätzt.BeiderVerrechnung
schätzen die Ein-Personen-Unternehmen
aufgrund der Kalkulierbarkeit pauschale
Abrechnung. Bei der Verrechnung von
Stunden ist darauf zu achten, dass die
Leistungen transparent und nachvollzieh-
bar dargestellt werden. Zudem zeigt die
Erhebung, dass EPUbereit sind, auch für
dasErstberatungsgesprächeinHonorar zu
bezahlen.Dieses liegt imDurchschnittbei
EUR 70,– pro Stunde (es besteht bei der
Preishöhe eine hohe Schwankungsbreite
zwischen den Intervallwerten; die Stan-
dardabweichung über alle Sektoren hin-
wegbeträgtEUR38,–),wobei bei Freibe-
ruflern eine überdurchschnittliche und in
denSektorenHandel undBeherbergung/
Gastronomie eine unterdurchschnittliche
Zahlungsbereitschaft gegeben ist.
n
Leistungstrends
STUDIE.
Ergebnisse einerOnlinebefragung vonEin-Personen-Unternehmen
inder Steiermark. VonDorisWagner undMartinaSattler
junge
ögwt
3/2016
28
zuden
Autorinnen
Mag. DorisWag-
ner, Bakk. ist
Steuerberaterin
doris.wagner@
sw-beratung.at
MartinaSattler,
Bakk.MA, ist
selbständige
Unternehmens­
beraterin
martina@
mmpr-sattler.at
Der Steuerberater soll indieRolledesCoaches
schlüpfenundmit denUnternehmernanwirtschaft­
lichenund steuerlichen Themenarbeiten.
Bei Interessezu
denDetailsderStudie
wendenSiesich
gerneandie
Autorinnen.
© tereeez/iStock
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