ÖGWThema - page 26

zuden
Autoren
Mag. (FH) Jürgen
Sykora ist Steuer-
berater
j.sykora@
kanzlei-sykora.at
Mag. (FH) Paul
Machat ist Berufs-
anwärter Steuer-
berater
p.machat@
kanzlei-sykora.at
N
icht nur der Gesetzgeber hält den
künftigen Steuerberater auf Trab.
Unser Beruf befindet sich durch dieDi-
gitalisierung in einemWandel. Die IT-
Kompetenzen des Steuerberaters werden
künftig stärkerdenn jegefragt sein.
Zwei junge Forscher der Universi-
ty of Oxford haben in einer Studie mit
demTitel „The Future of Employment“
herausgefunden, welche Berufe am we-
nigsten vonDigitalsierung bedroht sind.
Untersucht wurden 702 Berufe. Berufe,
diewenigbedroht sind, befinden sicham
Anfang der Liste. Umso höher einBeruf
gereiht ist, umso mehr unterliegt dieser
Beruf einem Veränderungsbedarf. Die
schlechteNachricht: buchhalterische Be-
rufe findetman erst abRang589.
Die automatische Verbuchung von
Kontoauszügen, Ein- undAusgangsrech-
nungen sowie der Registrierkassa sind
aufgrund zahlreicher Schnittstellen und
lernfähiger Software bereits heute mög-
lich. CSV, XMLundCAMT.053 sollten
für angehende Steuerberater keine unbe-
kanntenAbkürzungen sein.Wenndoch,
googlen Sie diese Begriffe. Der zeitliche
Arbeitsaufwand für die Verbuchung von
Belegen ist dank neuer Technologien
rückläufig. Makrobasierende Excel-Lis-
ten helfen beim Lösen von Reihenge-
schäften in der Umsatzsteuer und gute
Scan- und Archivierungssysteme über-
prüfen die Rechnungsmerkmale nach
§ 11UStG. In der Personalverrechnung
lassen sich Diäten, Zeitaufzeichnungen
und Stammdaten aus fremdenProgram-
men in die gängigsten Personalverrech-
nungsprogramme problemlos überneh-
men.DasEinspielenvonLohnzettelnvia
Finanzonline in die Kanzleisoftware ist
auch schon langemöglich.
DieWahl derSoftware
Genau an dieser Stelle kommt die IT-
Kompetenz ins Spiel. Die Systeme
funktionieren, doch das Einrichten
der automatischen Prozesse bedarf an
Know-How, Zeit und Kontrolle. Bereits
das Bedienen und Administrieren von
Finanzonline und demUnternehmerser-
viceportal ist eine eigene Wissenschaft.
Hier kann der Steuerberater mit seiner
Erfahrunghelfen.DerSteuerberaterkann
bei derWahl der Software unterstützen,
bei der Konfiguration der Schnittstellen
und der Prüfung der Software. Auch
das Thema der elektronischen Beleg-
archivierung und Fakturierung spielt
eine Rolle. Apropos: Die Kammer der
Wirtschaftstreuhänder hat eine Rechts-
anwaltskanzlei mit der Ausarbeitung ei-
nes Gutachtens zum Thema beauftragt
(Infos auf der Website der KWT). Na-
türlich muss bei diesen Überlegungen
§ 3 WTBG berücksichtigt werden. In-
wiefern diese Beratungsleistungen durch
die Berufsberechtigung und durch die
Haftpflichtversicherung gedeckt sind, ist
eine gesonderte Frage. Man kann sich
auf die Position zurückziehen, dass unser
Steuersystem sokompliziert ist,dassnoch
immer die menschliche Intelligenz not-
wendig ist, um Sachverhalte richtig lösen
zukönnen, und sichdemEinsatzdigitaler
Hilfsmitteln verwehren. Dem möchten
wirdreiÜberlegungenentgegensetzen.
Erstens: EinGroßteil der Steuerbera-
tungskanzleien befindet sich im kleinen
undmittleren Segment und übernimmt
Dienstleistungen wie Buchhaltung und
Personalverrechnung. Viele Mitarbeiter
haben nicht das Wissen, um komplexe
Probleme ohne Rücksprache mit einem
Steuerberater lösen zu können.Was pas-
siert mit diesen weniger qualifizierten
Mitarbeitern? Deren Anzahl reduzieren
oder auf andere Dienstleistungen um-
schulen? Irgendwer muss die automati-
schenBuchungendochkontrollieren.
Zweitens: IBM zeigt es mit seinem
Computerprogramm „Watson“ vor. Es
kann Fragen in natürlicher Sprache in
digitale Form umwandeln, selbstständig
Hypothesenaufstellenundbewertenund
evidenzbasierend lernen. InderMedizin,
Kundenbetreuung und Finanzbranche
wirdWatsonbereits eingesetzt.Es ist eine
FragederZeit,bisdieSoftwareRechtsfra-
gen selbstständig lösenkann.
Drittens: Nicht schmunzeln! Es
könnteauch inÖsterreicheineinfacheres
Steuersystem eingeführtwerden.
Neben all diesen Szenarien sollte die
fortschreitende Technologisierung auch
in den Steuerberatungskanzleien schon
jetzt als Chance zur Effizienzsteigerung
und Ressourcenschonung gesehen wer-
den. So erspart der IT-affine Steuerbera-
ter sich und seinen KlientenWege und
Zeitund führtBesprechungenbzw.Bera-
tung via Internet-Videokonferenzdurch.
Genau diese individuelle Beratung ge-
winnt in Zukunft mehr an Bedeutung.
Wer die Zeit nicht im Auto oder beim
Buchen, sondern bei der Findung maß-
geschneiderter Steuerstrategien verbrin-
gen möchte, nutzt besser diese Mög-
lichkeiten. Auch beim Kundenbesuch
profitiert der Steuerberater vom tech-
3/2016
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Der Steuerberater
als IT-Spezialist?
Software.
Die IT-KompetenzendesSteuerberaterswerden künftig
stärker denn jegefragt sein. Von JürgenSykoraundPaul Machat
berufs
anwärter
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