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s ist eine Grundsatzfrage: Inwieweit braucht jemand
mit Ambition zur großenKarriere eine gehörige Porti-
onEitelkeit, um dieses Ziel zu erreichen. Oder geht es
auch ohne?Wer sichmit demWerdegang vonMargit Kraker
beschäftigt, wird erst einmal keine eindeutigeAntwort finden.
SiehatdenRuf, ein trockener, sachlicherundvoll allemunauf-
geregterCharakter zu sein, jemand, der gerne imHintergrund
agiert.
Aufgeregt hingegenwar das politischeHeckmeck rundum
dieWahl einerneuenSpitze für denRechnungshof.DieAmts-
zeit für JosefMoser war abgelaufen, IrmgardGriss, die in der
Bundespräsidentwahl ausgeschiedenwar,wäre jeneKandidatin
gewesen, aufdie sich sämtlicheParteienhätteneinigenkönnen.
DochGrisswolltenicht.DieRegierungsparteien schicktenda-
raufhingetrenntKandidaten insRennen.
Für die ÖVP stellte sichMargit Kraker dem erstmals öf-
fentlichen Kandidatenhearing im Parlament. „Ich weiß, was
dieses Amt an Äquidistanz erfordert. Es ist mir nie schwerge-
fallen, mich auch in die Lage des anderen zu versetzen“, sagte
sie.EinAuftritt, der inderTageszeitungKurier als „solide, aber
glanzlos“ kommentiert wurde. Jedenfalls war Kraker nach der
AnhörungDrittplatzierte.Dochbei derBesetzung geltenpoli-
tische Spielregeln. AmEnde setzte sichKraker am 9. Juni bei
derAbstimmung imParlamentmit 95 zu117Stimmengegen
den SPÖ-Wunschkandidaten Gerhard Steger durch. ÖVP-
KlubchefReinholdLopatka soll imHintergrunddieFädenge-
zogenhaben, heißt es.Die guteNachricht:MitMargitKraker
ist erstmals eineFrau ander Spitze des oberstenPrüfgremiums
derRepublik.
So wie ÖVP-Klubchef Lopatka kommt Kraker aus der
Steiermark. Geboren 1960, wuchs sie inZeltweg auf und be-
suchte inKnittelfelddasGymnasium.NachderMatura 1979
entschied sie sich für einStudiumderRechtswissenschaften in
Graz undwurde dort besonders vonWolfgangMantl, dama-
liger Vorstand des Instituts für Öffentliches Recht, gefördert,
1983wurde siedessenAssistentin.AusdieserZeit stammtauch
ihre politische Prägung.Mantl gehörte selbst nie derÖVP an,
stand ihr aber nahe undberiet die Partei in vielenFragen. Auf
dieseWeise lernteKrakerdiepolitischeArbeit kennen.
Offensichtlich wurde ihr Engagement geschätzt, 1985
wechselte sie in den ÖVP-Parlamentsklub nach Wien. Sie
konnte immer besonders gut mit Männern arbeiten, attes­
tiert ihr der ehemalige Nationalbankpräsident Claus Raidl,
der sie aus dieser Zeit kennt. „Sie erkennt schnell die ganze
Komplexität von Problemen. Sie verzagt aber nicht, sondern
sucht nach Lösungen“, erzählte Raidl dem österreichischen
Nachrichtenmagazin News. Sie wägt stets ab, überlegt ihre
Antworten genau, weil sie sich immer eher als eine Sachbe-
arbeitende versteht.
Als solchemachte siedannauchKarriere. 1996holte siedie
Volkspartei zurück indieSteiermark,wo sie alsKlubdirektorin
gebraucht wurde. 2000 schließlichmachte sie Landesrat Her-
mann Schützenhöfer zur Büroleiterin. Sie begleitete ihn, als er
Landeshauptmannstellvertreter wurde. Sie hat ihm immer viel
Arbeit abgenommen, heißt es aus gut informiertenKreisen.
Siekennt dieSpielregelnderVerwaltung
Margit Kraker arbeitete 13 Jahre Seite an Seitemit Schützen-
höfer. Sie kennt dieSpielregelnderVerwaltung aus demEffeff.
Nebenbei sammelte sieaber auchErfahrungen indiversenAuf-
sichtsratspositionen, etwa in der steirischen Tourismusgesell-
schaft oderdenKrankenhausgesellschaften. 2010bis 2013war
sie Mitglied der Steuerungsgruppe Verwaltungsreform. 2013
schließlich der nächste Schritt auf der Karriereleiter: Kraker
wurdeDirektorindes steierischenLandesrechnungshofes.
Wieman es vonKraker gewöhnt ist, erledigte sie auchdie-
seAufgabe auf kompetent-sachlicheArt. Sie selbst bezeichnete
sich bei ihremAmtsantritt als Anhängerin der „selbst organi-
siertenTeamarbeit“. In einem der seltenen Interviews mit der
KleinenZeitunggabsieseinerzeiteinStück ihresAmtsverständ-
nissespreis: „Ichhabe immerwiedermitdemRechnungshof zu
Dieoberste
Prüferin
PORTRÄT.
Margit Kraker ist dieneuePräsidentin
desRechnungshofes undwird inden kommenden
zwölf Jahren ihr Augeauf korrektes Finanzgebaren
haben. VonKarinPollack
personality
Trocken, sachlich
undunaufgeregt,
sowirddieneue
Präsidentin viel-
fachbeschrieben.
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3/2016
© APA/HANS KLAUS TECHT
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