hinkt. Als Gegenpol zu dieser Dynamik
rücken wir ganz bewusst den Menschen
in den Mittelpunkt. Daher wünsche ich
mir weiter auch Veranstaltungen, die
nicht hard facts, sondern soft skills zum
Thema haben.
Robert Baumert:
Die ÖGSW unter-
stützt Kolleginnen und Kollegen durch
Weiterbildungsmöglichkeiten, der Ver-
netzung innerhalb unseres Berufsstan-
des und aktuelle Informationen hervor-
ragend. Von großer Bedeutung wird es
auch sein, unser Berufsbild imagemäßig
ins richtige Licht zu rücken, um am
Arbeitsmarkt als attraktiver Arbeitsort
wahrgenommen zu werden. Die großen
Veränderungen durch Digitalisierung
und Automatisierung sind eine gute Ge-
legenheit dazu, das Berufsbild in Steu-
erberatungskanzleien neu zu zeichnen.
Digitalisierung: Wie sehen Sie den
Steuerberater der Zukunft?
Heinz Harb:
Wir beobachten eine stei-
gende Nachfrage nach Integration un-
serer Leistungen in die Betriebsabläufe
unserer Klienten – sowohl im Bereich
des Finanz- und Rechnungswesens als
auch im Bereich der Personalverrech-
nung und der vielfältigen Aufgaben im
Bereich Human Resources sowie der
Betriebswirtschaft.
Doris Wagner:
Unser Berufsstand
rückt mehr in die „richtige Richtung“,
für die wir ausgebildet wurden – näm-
lich BERATER zu sein und es wird
mehr auf unsere soziale Kompetenz an-
kommen. Es öffnet uns das Tätigkeits-
feld für mehr betriebswirtschaftliche
Beratung und der Steueroptimierung.
Wir müssen aber auch unsere Mitarbei-
ter in diese Richtung schulen. Z.B. aus
dem Buchhalter, der top war, weil er zig
Buchungszeilen in der Stunde geschafft
hat, müssen wir den „denkenden“ Buch-
halter ausbilden, der Beratungs- und
Optimierungsfelder erkennt.
Wie wird sich das Berufsbild des
Wirtschaftsprüfers ändern?
Günther Mayrleitner:
Entsprechend
dem Digitalisierungsfortschritt des Kli-
enten ist die Prüfungsstrategie indivi-
duell auf diesen anzupassen. Wir sehen
diese Veränderung jedenfalls positiv,
da eine Effizienzsteigerung in der Ab-
fortschrittliche Lösungen anbieten.
Gleichzeitig wollen wir aber verlässlicher
Partner für einen großen Teil unserer
Klienten, die ihre Belege in Papierform
zu uns bringen, sein. Dadurch entsteht
ein bunter Mix an technischen und or-
ganisatorischen Prozessen, der unser
Team herausfordert.
Die großen Chancen liegen mE dar-
in, dass unsere Arbeit flexibler hinsicht-
lich Zeit undOrt und dank Automatisie-
rung effizienter und günstiger für unsere
Klienten geworden ist. Der Steuerberater
als Rechnungswesen-Experte wird – er-
gänzt durch sein technisches Know-how
– vom Markt vermehrt nachgefragt
werden. Für kleinere Betriebe kann der
Steuerberater dank technischer Effizienz
zur attraktiven Alternative für das eige-
ne Rechnungswesen werden. Abgesehen
von den Chancen hinzukommender
Beratungsaufträge sehe ich Potentiale
in der verstärkten Kundenbindung, die
durch maßgeschneiderte Prozesse ent-
stehen. Der entscheidende Erfolgsfaktor
ist und bleibt das Team einer Kanz-
lei. Klienten kaufen keine technischen
Lösungen, sondern Vertrauen.
Wie kann die ÖGSW die
KollegInnen unterstützen?
Heinz Harb:
Die ÖGSW hat die Bedeu-
tung früh erkannt. Hilfreich ist, dran-
zubleiben, eine Plattform für kollegialen
Erfahrungsaustausch zu sein, aktuelle
digitale, für die Praxis relevante Lösun-
gen bis hin zu Robotics – auch von An-
bietern über Österreichs Grenzen hinaus
– vorzustellen sowie Software-Vergleiche
im Sinne von „Best Practice-Tests“ zu
organisieren. Wir sind gefordert, unser
Profil zu erweitern, die digitale Transfor-
mation als Beratungsfeld erfolgreich zu
etablieren und damit zum angemessen
entgoltenen wirtschaftlichen Erfolg zu
machen.
Doris Wagner:
Die ÖGSW unter-
stützt hier mit tollen Seminaren im Be-
reich der IT, der betriebswirtschaftlichen
Beratung sowie im Bereich der Social
Skills.
Günther Mayrleitner:
Die ÖGSW
sollte weiterhin durch Schulungen und
Veranstaltungen über die o.g. Themen,
die Trends und die technische Entwick-
lung informieren, um zu verhindern,
dass der Berufsstand hier hinterher-
„Wir sind gefordert, unser
Profil gemeinsam zu erwei-
tern und die digitale Trans-
formation als Beratungsfeld
erfolgreich zu etablieren.“
Heinz Harb
„Die ÖGSW sollte weiterhin
über Trends und technische
Entwicklungen informieren,
um zu verhindern, dass der
Berufsstand hier hinterher-
hinkt.“
Günther Mayrleitner
FOTOS BEIGESTELLT
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2/2019